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Gepostet von Amoroso
[b Wenn ein Pferd im Sport eingesetzt wird, ist eine Offenstallhaltung nicht immer förderlich. .[/b]
Warum nicht? Gerade ein Hochleistungssportler sollte doch möglichst gesund erhalten werden, was meiner Meinung nach nur mit artegrechter Haltung machbar ist. Was ist denn an einem Sportpferd anders als an einem "normalen" Pferd? Gleiche Anatomie, gleiche Bedürfnisse, oder? Pferd ist Pferd.
Ein gutes Beispiel sind ja immer die Distanzpferde, die fast alle im Offenstall gehalten werden, selbst die in höchsten Klassen. Geht scheinbar.
Der Text bringt einen ja echt zum nachdenken! Es ist irgendwie echt schrecklich aber leider wahr.
Hier in Neuseeland werden die meisten Pferde das ganze Jahr über nur auf der Koppel gehalten und jedes Pferd hat ungefähr ein sortiment an mindestens 5 Decken allerdings haben die meisten Pferde hier nichteinmal einen Unterstand oder mindestens einen Baum der Schatten und etwas schutz vor Regen spendet.
Ich finde es wichtig, dass wenn man Offenstall oder Robusthaltung betreibt, die pferde trotzden einen eingestreuten Stall oder Unterstand haben, der Ihnen Schutz vor schlechtem Wetter bietet.:regen:
Zuhause halte ich meinen (Nicht ex- Rennpferd spielt aber ja eigendlich keine Rolle) in einer Box mit Großen Paddock und Kontakt zu vielen anderen Pferden. Wenn ich wieder zurück komme werde ich ihn wahrscheinlich in einen Offenstall umstellen besonders weil ich in letzter Zeit viel über solche im Text erwähnten Dinge nachgedacht habe.
Ich finde es ist aber auch schon ein großer Vortschritt, dass zumindest die Ständerhaltung in Deutschland jetzt entgültig verboten ist.

Dass die allermeisten Sportreiter lieber in der Box halten, finde ich auch eher egoistisch...
Klar, die Pferde sind sauber und quasi immer einsatzbereit. Ein Offenstallpferd ist halt schon mal klatschnass, wenn man zum Reiten kommt und dann kann man sich überlegen, ob man trotzdem nen Sattel drauflegt oder eine Zwangspause einlegt. (Vor allem, wenn die sich total frisch mit Matsch eingesaut haben...). Und mal ehrlich: Warum soll auf einen nassen Rücken (ohne Matsch) kein Sattel?? Wenn das Pferd schwitzt, wird es drunter ohnehin nass. Ein Handtuch drunterzulegen bringt auch sofort was. Das könnte man z.B. nach dem Warmreiten wieder abnehmen - also sich die Umstände machen und den Sattel wieder runter, Handtuch weg und Sattel wieder drauf. Geht alles, ist halt nur mehr Arbeit für den Reiter.
Aber das Pferd hat definitiv die bessere Grundkondition und ist gesünder.
Zudem sollte man ja bei Boxenhaltung eigentlich 15-20 Minuten Schritt reiten, am Besten zunächst noch 10 Min. ohne Reitergewicht - damit sich die Gelenke mit genug Gelenkflüssigkeit abpolstern. Das kann man bei Offenstallhaltung definitiv kürzen, weil die Gelenke ja gar nicht erst "einrosten". Spart also wieder die Zeit, die man (vielleicht) durch's nasse Pferd "verloren" hat.
Die Distanzler trainieren ohnehin nur 2-3 mal die Woche, hab ich mir sagen lassen. Alles Andere wäre eine Überforderung und nicht förderlich für den Konditionsaufbau (siehe auch Marathonläufer).
Und mal ehrlich: Ein Dressurpferd, das den ganzen Tag mit Nase nach unten über Wiese und Paddock schlendert (Bodennahe Fütterung!) hat eine viiiiiel bessere Rückenmuskulatur und kann sich wesentlich leichter selbst tragen. Steht es in einer Box, guckt es aus Langeweile zwangsläufig oft raus = Kopf oben.

Hab auch viel darüber nachgedacht, warum, wie, wieso,...
Auf der RB ist das Hauptargument eigentlich die Verletzungsgefahr, entweder durch andere Pferde, da kann ich auch mitreden, oder eben durch Toben,...
Andererseits lassen manche Trainer bei uns ihre Pferde wenigstens mal 1/2Stunde oder Stunde auf die Koppel (wohl auch, wenn sie besonders frisch sind, oder wenn sie Pause haben), manche va. junge Pferde auch mal gemeinsam. Mein Trainer hat aber immer das Verletzungsargument gebracht.
Winni steht ja immer (bei fast jedem Wetter!) mit einem anderen Ex-Galoppi vormittags auf der Koppel, anfangs hats einige Halfter verschlissen, bzw. die Decken muß ich halt auch öfter flicken, ernste Verletzungen hats aber nur bei meinem ersten Versuch mit einem anderen Koppelpartner gegeben, beide sind auch hinten nicht beschlagen!. Letztes Jahr hatten wir 3x einen Schlag abbekommen, 1x hätte man es vielleicht nähen sollen, ist aber eigentlich durch entsprechende Wundversorgung immer gut geheilt. AB haben wir nie gebraucht. Mir sind ein paar (harmlosere) Blessuren wichtiger, als dass er allein auf der Koppel wäre. Natürlich hat er sich auch so mit der Zeit besser mit mir vertraut gemacht, aber der Koppelpartner und das austoben, Sozialkontakt,..., erist so ausgeglichen und brav, auch jetzt im Winter, ich würd das nie vermissen wollen (er auch nicht glaub ich!)

da hab ich auch grad noch was passendes gefunden....*grusel*
Endlose Stille bei dunkler Nacht, die Stute über ihre Herde wacht.
Glasklare Augen schauen ruhig in die Weite, beruhigende Wärme des Menschen an ihrer Seite.
Zuerst beunruhigten sie die Schritte im Gras, Anspannung aller Muskeln, die sie am Körper besaß. Warnendes Schnauben für ihre Herde, furchtsames Wiehern der ihr anvertrauten Pferde.
Als Wächter blieb sie bis zum Schluss stehen und sah die Mähnen der angstvoll galoppierenden Pferde wehen. Sie hatte die Gefahr früh genug erkannt und wäre bei einem Wolf wohl auch weggerannt. Doch die Silhouette eines Menschen im letzten Licht fiel bei ihrer Entscheidung ins Gewicht, gebannt auf ihrem Fleck zu verharren und neugierig auf den Menschen zu starren.
Freundlich wiehernd begrüßt sie den Unbekannten, sich nicht bewusst, dass die anderen Pferde um ihr Leben rannten.
Stöbert gierig nach einem Apfel in den Taschen, lässt sich hoffnungslos von ihm überraschen. Leuchten der Klinge im Mondlicht - hier spricht die Gewalt, kein Gericht.
Schmerzverzerrte ungläubige Augen, Instinkte der Natur zu nichts mehr taugen.
Zustechen der Klinge immer wieder, Zusammenbrechen der alten Glieder.
Den Kopf hebt sie mit letzter Kraft, aus tiefen Wunden strömt der Lebenssaft.
Instinkte der Natur waren erwacht, nicht das Raubtier Mensch bedacht.
Letztes Schnauben als Warnung für ihre Herde, im Mondlicht wild galoppierende Pferde.
Die Sonne geht strahlend auf am nächsten Tag, keiner diese schreckliche Tat zu verstehen mag. Stumm steht die Herde bei ihrem Artgenossen, ein Pferd hat noch nie eine Träne vergossen.
Zitternd leidend in endloser Qual, das Pferd hatte hier keine andere Wahl. Vertrauen und bedingungslose Treue, der Täter Mensch kennt keine Reue!

Oh ja, das kenne ic hauch... das ist echt traurig
Das Verstehe ich nicht. Warum wird das Pferd umgebracht?
Ist das ein wildes Pferd oder ist das mit dem Menschen gekommen?
Bin ich blöd?

das is eine Matapher für das unfaire Verhalten des Menschen dem Pferd gegenüber

Zitat
Gepostet von winningdash
Auf der RB ist das Hauptargument eigentlich die Verletzungsgefahr, entweder durch andere Pferde, da kann ich auch mitreden, oder eben durch Toben,...
Der liebe Totilas, der ja nie auf die Wiese darf, hatte sich doch verletzt, als er in die Box gestiegen ist? Oder?
Was bin ich froh, dass mein Hengst auch auf der Bahn immer raus durfte, und das obwohl er so ein Kasper ist und ständig Qutasch macht. Der Trainer erzählte mir, er fände das auch wichtig, die Pferde sein viel leistungsbereiter und ausgeglichener.
Bei den meisten Trabertrainer ist täglicher Weidegang in Herden übrigens Gang und Gäbe, und das schon lange. Die sind ja auch wertvoll...
Meine Pferde knallen nicht plötzlich los, klar sie laufen mal, aber es ist ein himmelweiter Unterschied zu den Boxpferden meiner Nachbarn. Die kommen täglich ein paar Stunden oder auch nur mal alle paar Tage raus. Da ist jeden Morgen gerenne, gebocke, hauen und so weiter. Mich gruselt das immer, da standen sie 20 Stunden in der Box und legen dann so einen Kaltstart hin, und das noch auf dem gefrorenem Boden, für den sie ja gar nicht trainiert sind, weil sie ja nur in der Halle laufen und die paar Stunden am Tag draußen. Das kann nicht gesund sein!
Meine Pferde (und ich halte seit langem auch Hengste) haben sowas nicht nötig. Klar, die spielen auch mal wild und haben mal ne Schramme, aber richtig kaputt gemacht dass einer nicht reitbar war haben die sich eigentlich schon ewig nicht mehr. Mir fällt gerade zumindest keiner ein. Losrennen und bocken tun die auch mal, aber nie so extrem und aufgeregt wie die Nachbarspferde. Pferde sind "Schlendertiere", Twingo schlendert den ganzen Tag mit langem Hals schnuppernd im Schritt umher, der Fette hat feste "Schlenderzeiten", Schlafzeiten" und "Spielzeiten".
Vorraussetzung, dass sie sich nicht kaputt machen, ist immer eine optimale Herdenzusammenstellung und Haltungsmanagement. Da liegt das Problem in den meisten Ställen: da werden Pferde gemischtgeschlechtlich auf engstem Raum in Matschpaddocks gesteckt, haben keine Bewegungsanreize wie z.B. Laufgänge und kein Futter (Heu), können sich nicht aus dem Weg gehen und sich oft nicht zurückziehen und ruhen. Ist doch klar, dass die sich verletzen Und dann heisst es immer, die Verletzungsgefahr sei hoch- nee, wenn man es vernünftig gestaltet gar nicht.
[ Editiert von Sunnyboy75 am 09.02.12 15:43 ]
Sunny, ich stimme dir vollkommen zu

Genau Sunny (und Swng), so ist es. Die Energie, die gar nicht erst aufgestaut wird durch die Haltung in einer Box, muss sich ja auch nicht plötzlich entladen!
Dieses Gedicht von Missy.... Schrecklich!
M.E. beschreibt das wohl einen der sogenannten "Pferderipper"-Morde. (Die ja nicht nur auf nächtlichen Weiden geschehen, sondern auch in Ställen.)

stimmt das könnte es auch beschreiben, schau an sowas grausliges hab ich gar nicht gedacht... ich les es als Metapher...is zwar auch grauslich aber nicht ganz so blutrünstig...

Zitat
Gepostet von Sunnyboy75
Vorraussetzung, dass sie sich nicht kaputt machen, ist immer eine optimale Herdenzusammenstellung und Haltungsmanagement. Da liegt das Problem in den meisten Ställen: da werden Pferde gemischtgeschlechtlich auf engstem Raum in Matschpaddocks gesteckt, haben keine Bewegungsanreize wie z.B. Laufgänge und kein Futter (Heu), können sich nicht aus dem Weg gehen und sich oft nicht zurückziehen und ruhen. Ist doch klar, dass die sich verletzenUnd dann heisst es immer, die Verletzungsgefahr sei hoch- nee, wenn man es vernünftig gestaltet gar nicht.
Ich stimme vollkommen zu !!! FRÜHER hat Tino IMMER irgendwas gehabt. Sogar, wenn er im Winter allein auf dem Paddock stand. Eine Kopfverletzung hier, ein dickes Bein dort, eine Schramme, ein Einschuß, was weiß ich noch alles. Daher kam auch sein Name "Lord Helmchen".
Und dazu war er KNACKIG. Da wurde an der Longe gebockt, sich wieder am Kreuzdarmbeingelenk verrenkt, wie ein Bekloppter in die Kurven gelegt, und und und.
HEUTE ist das kein Thema. Ich liiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeebeeeeeeeeeeeeeee den Offenstall. Wenn man das einmal wirklich erlebt hat, dann gibt es kein Zurück mehr. Jedenfalls nicht im Sinne des Pferdes.

Genau diese Art von Käfighaltung hat meinen Royal fast kaputt gemacht. Ich kriege noch immer Gänsehaut wenn ich daran denke, dass er das durch machen musste. Er wurde ja als unreitbarer Durchgänger an mich verkauft.
Der Stall, in dem wir ihn angeschaut haben, war voller Luxus, tolle Box, Halle und Longierzirkel direkt an den Käfigen dran, alles überdacht. Der Mensch musste sich niemals schmutzig machen oder Wasser schleppen oder sonstwas.... all inclusive... (wie schlimm es klingt, wenn man dieses Wort "Käfig" benutzt, oder?)....kein Staubkorn am Boden, alles war strikt nach Plan geregelt. Für einen oberflächlichen Menschen von der Optik her wirklich top.
Da stand dann mein kleiner Engel in der Box (ich könnte jetzt noch heulen, wenn ich daran zurück denke) mit traurigem Blick. Er sah top aus, super Fell, tolle Decke, gepflegte Hufe, alles schicki lacki... aber diese Augen... voller Trauer und Langeweile und das bei einem nicht mal 9 jährigen Pferd.
Er wurde 1,5 Jahre lang fast ausschließlich in diesem Käfig gehalten. Keine Außenreize, keine Kumpels und nur ein kleines Mädchen, was Angst vor ihm hatte, weil er ja immer durchgegangen ist mit ihr.... oh Wunder.....
Vorher bei den Züchtern wurde er als als "normales Turnierpferd" gehalten, aber mit viel Auslauf.
Bei uns angekommen habe wir ihn sofort in die Herde gelassen. Er hat das sooooo genossen und war unendlich dankbar. Nach nur10 Minuten hat er den damals 3-jährigen Hengst abgeschleckt. Es gab bei allen Pferden niemals einen Kratzer.
Royal schläft nun nachts in der Box im Winter (weil ich ihn wegen meines Jobs nur abends reite und er dann nicht nassgeschwitzt raus kann) und den Rest des Jahres ist er komplett Tag und Nacht draußen mit der Herde. Das bekommt ihm wahnsinnig gut und das werde ich ihm auch nicht mehr nehmen. Er ist kooperativ, ehrlich und sehr lieblich. Er genießt jegliches tüddeln und hat mich noch niemals enttäuscht. Der Kauf von dem "unreitbaren" Royal ist morgen genau ein Jahr her und was soll ich sagen? Er war der größte Glücksgriff meines Lebens.
Ich habe Kontakt zu den Züchtern bzw. zur ehemaligen Reiterin von Royal aufgenommen. Sie war bei seiner Geburt dabei, sie ist ihn eingeritten... sie hat ihn und auch seine Mutter auf Turnieren vorgestellt. Sie war völlig fassungslos, dass "ihr" Royal als unreitbares Pferd verkauft wurde. Er war immer zuverlässig und toll bei denen. Sie selbst wollte ihn sogar kaufen, hatte aber nicht genügend Geld.
Da kann man mal sehen, dass man ein völlig normales Pferd durch diese un-Artgerechte Haltung kaputt bekommen kann. Zum Glück hat Royal das alles gut verkraftet. Nur in Paniksituationen merkt man, dass er eben kein Steiger oder Buckler, sondern ein Durchgänger war. Bisher konnte er sich aber immer zusammenreißen.
Die Gemeinschaft ist in einem privaten Offenstall zusätzlich meist noch besser als in den Schickimicki-Ställen... also mich kriegt da keiner mehr weg :-):schock:

Da hast Du recht, Stratsunami! Allein, das Wort "Box" durch "Käfig" zu ersetzen gibt einem ein ganz anderes Gefühl.
Durch diesen Thread hab ich mich auch wieder an das tolle Buch "Black Beauty" erinnert. Kennt Ihr das? Ich meine das echte, alte von Anna Sewell. Sie beschreibt dort in der Ich-Form das Leben eines Pferdes von der Geburt bis zum "Gnadenbrot". Damals hat sie wohl mit ihrem Werk einige Leute zum Nachdenken gebracht und ich finde, es hat nichts an Aktualität verloren! Auch wenn die Probleme teilweise etwas behoben wurden. Dafür haben wir bzw. die Pferde jetzt andere Schwierigkeiten.
Ich kram's jedenfalls mal wieder hervor und lese es noch mal. Ist ja auch eigentlich für Erwachsene geschrieben worden.