#1 RE: Ich bin dann auch mal hier... von Amoroso 07.02.2012 09:03

Irgendwie habe ich es bislang übersehen, dass die Zweibeiner auch ihre Vorstellungsrunde haben... Aber jetzt!

Also, ich bin Melanie, genannt Melli, Besitzerin von Amoroso. Ich bin 30 Jahre jung und arbeite in einem Steuerbüro. Nach Feierabend (oder im Sommer auch mal morgens) bin ich stets am Stall anzutreffen. Unser Stall ist auf dem Hof meiner Eltern. Früher hatten wir einen richtigen Bauernhof mit ein paar Rindern, Schweinen und was so dazu gehört. Nach und nach wurde die Landwirtschaft dann aufgegeben und in den Ställer Pferdeboxen gebaut. Und da ich drei kleine Schwestern habe musste natürlich ein Pony für uns her! Bimbo war ein kleines schwarzes Shetty mit mehr Flausen im Kopf als Haare am Körper... Aber wir haben reiten (und vor allem fallen und wieder aufsteigen) gelernt. Später haben wir dann auf dem Pony einer Einstellerin RU bekommen und ihr dafür im Stall geholfen. Und zum Voltigieren sind wir gegangen. Als ich ca. 12 Jahre alt war, haben wir dann ein größeres Pony bekommen, Raissa. Raissa war ein Endmaßpony, aber keiner wußte, welcher Rasse genau, Papiere hatten wir nicht. Aber sie war lieb, wenn auch nicht unbedingt toll zu reiten (also was Dressur und Springen angeht). Aber wir konnten alles mit ihr machen: Geschicklichkeitsspiele, Ausritte und kleine Rennen auf der kleinen Rennbahn bei uns zu Hause... Als ich 15 war, haben meine Eltern eine Reithalle gebaut und eine neue Stallreihe, in die dann Rennpferde eingezogen sind! Ab sofort war ich dann am WE oder nach der Schule dort zu finden. Mitreiten durfte ich erst noch nicht, aber bei allem anderen helfen. Und natürlich zur Rennbahn mitfahren. Der Trainerin gehörte damals Don Pepe, ein Schimmelwallach, der 9 Jahre alt war und nicht mehr laufen sollte. Eine Bekannte hat ihn dann ein halbes Jahr umgeschult, aber keiner wollte ihn haben. Er ist dann noch ein halbes Jahr wieder trainiert worden, aber mit 10 Jahren hat man es gegen die Jungspunde doch sehr schwer. Also hatte die Trainerin die Idee, dass ich ihn haben sollte, geschenkt! Da musste ich nur noch meine Eltern überzeugen... Ich habe ihn dann Probe geritten, er war schon recht heftig und stark, aber lieb. Don Pepe war mein erstes eigenes Pferd... Nachdem ich ihn drei Monate hatte und auch allen Blödsinn mit ihm machen konnte (ohne Sattel reiten, nur mit Halfter, Geschicklichkeitsspiele...) hätte ich ihn zig mal verkaufen können! Aber der Zug war abgefahren! In der Dressur hatten wir viele Probleme, Pepe war einfach mit Leib und Seele Rennpferd und ich noch nicht weit genug ausgebildet. Aber wir haben immerhin das kleine Reitabzeichen zusammen gemacht. Auch wenn mir manchmal nach der Springstunde die Strickreithandschuhe in den Blasen an meinen Fingern klebten... Pepe war halt schon als Rennpferd ein Puller par Excellance und hat das auch später nicht aufgegeben... Schwierig waren unsere Ausritte. Nachdem wir ein kleines Stück getrabt hatten, gab es für Pepe nur noch Schritt oder Galopp. Ich bin dann nur noch mit meiner Freundin (dessen Stute auch seine Herzdame war) ausgeritten. Die war sehr lieb und ruhig und wir haben stundenlange Ausritte gemacht. Auf den Galoppstrecken sind wir später sogar nebeneinander gegangen. Die beiden wurden immer ein bißchen schneller und schneller, aber so dass wir das gar nicht mitbekommen hatten und uns wunderten, warum wir plötzlich so flott waren. Wenn ich daran zurückdenke, war es eine herrliche Zeit. Das mit der Dressur und dem Springen haben wir irgendwann komplettt aufgegeben, wir waren nur noch im Gelände unterwegs oder haben in der Halle gejuckelt... Pepe war meine große Pferdeliebe! Er durfte dann auch, als er nicht mehr so jung war, bei uns auf der Wiese alt werden. Leider hatte er dann Probleme mit Melanomen (ich hoffe, das ist das richtige Wort). Schimmel haben das wohl oft im Alter. Mit 23 Jahren stand er dann mit einem blutigen Schweif auf der Wiese, der TA sagte, dass da wohl Melanome geplatzt seien. Als er dass dann fast täglich hatte, haben wir ihn erlöst. Pepe hatte auch abgenommen und war einfach nicht mehr der selbe. Ich denke noch so oft an ihn und würde so einen wie ihn sofort wieder nehmen! Auch wenn mir vielleicht die jugendliche Leichtigkeit und das blinde Vertrauen fehlt, dass wir miteinander hatten. Vielleich würde ich jetzt nicht mehr mit so einem Pferd wie Pepe klar kommen, aber ich würde es auf jeden Fall versuchen!

Nach Pepe hatte ich noch einen Blüter, Wild Walter. Aber dazu mehr, wenn ich die Tränchen getrocknet und ein bißchen Zeit habe!

#2 RE: Ich bin dann auch mal hier... von Admirals Miss 07.02.2012 09:11

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Hallihallo Wir hatten ja schon das Vergnügen, aber freu mich dass du dir Zeit genommen hast auch etwas zu deiner Person zu schreiben :herz: *seufz* schön, wie du so ganz unverhofft zu den ex-rennis gekommen bist...und schön zu lesen *tränchen trockne* bin schon gespannt was du uns noch zu erzählen hast über dich *neugierig auf fortsetzung wart*

#3 RE: Ich bin dann auch mal hier... von Swing 07.02.2012 11:17

Nä, also das ist ja nix für mich! Ich sitze schluchzend am PC. Je älter ich werde, desto mehr und schneller fange ich an, zu weinen. Kann mich kaum erinnern, wann ich zuletzt geschminkt war... Danke für die schöne Geschichte. Man kann sich glatt ein Bild von dir machen und deinen XX-Virus spüren Liebe Grüße! Warte auf mehr Geschreibsel...

#4 RE: Ich bin dann auch mal hier... von Monostrotos 08.02.2012 16:58

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Ich finde Deine Geschichte toll geschrieben und hoffe bald auf mehr. Finde es klasse,das Du in der Nähe wohnst

#5 RE: Ich bin dann auch mal hier... von Mobi 08.02.2012 17:20

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Danke für deine persönliche Geschichte. :-)

#6 RE: Ich bin dann auch mal hier... von Amoroso 15.03.2012 13:48

So, nun mal der zweite Teil meiner pferdischen "Biographie":
Nachdem ich mich in 2006 entschlossen hatte, Don Pepe endgültig in den Ruhestand zu verabschieden, habe ich angefangen, samstags im Rennstall auszuhelfen. In der Woche hatte ich genug zu tun, neben der Arbeit meinen Rentner zu beschäftigen und zu versorgen. Ich habe dann jeden SA drei bis vier Pferde im Training mit geritten, je nachdem wie es so passte. Ich habe mich ja nicht mehr auf jedes Pferd gesetzt... Ich war ausgelastet und zufrieden, auch wenn es nicht das Gleiche war wie mit einem eigenen Pferd. Die Ausritte fehlten mir auch. Ab und an habe ich meinen Rentner noch gesattelt und einen kleinen Schritt-Ausritt gemacht. Es war schon toll, dass ich ihn nach mehreren Wochen Pause einfach so ausreiten konnte.
Ende April habe ich dann beim Reiten einen großen, dummen Fehler gemacht und bin zu nah am Ausgang der Rennbahn vorbei galoppiert. Das Pferd brach aus und ich bin weiter geradeaus... Gebremst hat mich nur die Einzäunung. Ich habe großes Glück gehabt, dass es der Ellbogen war, der auf den Zaunpfeiler getroffen ist und nicht der Rücken, der Kopf oder das Genick. Der Ellbogen war gebrochen und wurde eine knappe Woche später operiert (mehrere Schrauben) und dann gab es für sechs Wochen eine Schiene von der Mitte der Finger bis zur Mitte des Oberarms... Da war man schon echt eingeschränkt! Immerhin hatte ich kaum Schmerzen, nur 1-2 Tage nach der OP. In den Stall bin ich in der Zeit fast nie gegangen, irgendwie kamen mir da sofort die Tränen. Mit meinem Rentner habe ich, wenn ich es ertragen konnte, ein paar Kuschel-Einheiten genießen können, aber meist wurde ich im Stall einfach nur traurig. Mein größtes Glück waren in dieser Zeit die fünf Welpen unserer Jack-Russel Hündin Jule. Meine Mutter hat uns immer in die Strohlagerhalle gebracht und dann habe ich dort auf die aufgepasst. So ein Welpenrudel zieht ja dann auch immer viele Besucher an, die mich dann auch unterhalten haben. In dieser Zeit habe ich viel Zeit zum Nachdenken gehabt und mein Leben umgekrempelt. Ich habe mich dann innerlich neu sortiert und beschlossen, dass ich mir im Herbst ein zweites eigenes Pferd suchen wollte. Meine Schwester wollte auch wieder reiten und sich dann 1-2 mal die Woche kümmern. Der Ellbogen heilte gut und war dank eines tollen Physiotherapeuten auch wieder voll einsatzfähig so dass ich dann im August auf Pferdesuche (besser: Vollblödsuche) gegangen bin. Etwas anderes als ein Vollblöd kam für mich nicht in Frage (für meine Schwester war es ok). So hatten wir dann über Bekannte zwei Kandidaten: Ein Fuchs, der auf Grund eines Sehnenschadens nicht mehr laufen sollte und ein Brauner, der mit neun Jahren in Rente gehen sollte. Beide Besitzer und Pferde kannte ich aus meiner aktiven Zeit im Rennsport gut, so dass ich bei beiden keine Bedenken hatte. Meine Schwester hatte mal ein Pferd mit Sehnenschaden und wollte als gebranntes Kind lieber den Braunen. Ich habe den Braunen, WILD WALTER, (benannt nach dem armen Kerl der ihn einreiten musste und seinem Verhalten beim Einreiten) dann für vier Wochen zum Ausprobieren bekommen. Wir haben uns von Anfang an gut verstanden, auch wenn das Walterchen nie ein Schmusepferd war. Zu Reiten war er echt einfach. Ich habe dann sofort unter Aufsicht meiner RL geritten. Nicht lange, aber halt von Anfang an richtig. Es war toll, sie hatte immer die richtige Idee und das gewisse Feeling für dieses Pferd. Unser erster Ausritt ließ auch nicht lange auf sich warten. Zusammen mit der Stute einer Freundin (beide eine absolute Lebensversicherung im Gelände) haben wir dann nach nicht mal zwei Wochen einen kleinen Ausritt gewagt. Auch hier gab es keine Probleme. Meine Schwester hat mich dann sitzen lassen, aber ich wollte den Kerl nicht wieder zurück geben. Irgendwie würde es mit zwei Pferden auch alleine gehen! Es war anstrengend, beiden gerecht zu werden, aber ich denke, ich habe es geschafft. Mit dem Walterchen habe ich dann wieder ernsthaft angefangen RU zu nehmen und auch zu springen. Walterchen war Hürdenrennen gelaufen und hatte einen Riesenspaß am Springen. Man konnte sich darauf verlassen, dass er sprang, wenn auch manchmal etwas früh... Wir haben dann zusammen an einem Kurs für Geländereiten teilgenommen und ein paar Dressurturniere geritten. Aber ohne große Erfolge (mal abgesehen von dem Spaß den wir hatten!)
Dann kam unsere Leidenszeit... Das Walterchen hatte Arthrose. Und jede Verletzung (irgendwie war er da anfällig: auf der Wiese, im Stall, überall kam er mit neuen Macken her), mit der er stehen musste, war für ihn echt Gift. Als es schlimmer wurde, sind wir nur noch dressurmäßig geritten oder waren ausreiten, soweit es die Schmerzen erlaubten. Im Endeffekt hatte ich ein gerade 11jähriges Pferd, bei dem man auf den Röntgenbildern auch ohne Vergrößerung die Arthrose an den Vorderfußwurzelgelenken sehen konnte... Der Vorschlag des TA waren entweder Spritzen in die Gelenke (wäre dann alle paar Wochen gewesen, ohne Garantie dass es hilft) oder die Rente... Ich habe mich dann dazu entschieden, ihm einen Platz in einem Offenstall als Beistellpferd zu suchen. So könnte er sich reichlich bewegen, ganz wie es ihm passt und vielleicht noch ein paar schöne Jahre haben. Leider kam es anders. Ich hatte eine Frau gefunden, die das Walterchen aufnehmen wollte und sich um ihn kümmern wollte. Leider 100 km weit weg, wir verstanden uns gut und ich habe mir dann gesagt, dass ich zwar nicht so oft wie gedacht, aber bei Problemen doch kurzfristig hinfahren könnte. Dass sie mit ihm nur max. Schritt spazieren reiten / gehen konnte, war ihr nur Recht. Sie wollte was zum betüddeln und für Spaziergänge. Wir haben das auch alles in einem Vertrag festgehalten. Ich habe mir den Stall und alles angeschaut und gedacht, dass es das Beste für das Walterchen sei. Leider hat die Frau sich an fast keine Absprache gehalten... Sie hat versucht Walterchen zu longieren! In den Telefonaten war immer alles gut, keine Probleme etc. Nach vier Monaten kam der Anruf, ich müsste das Pferd abholen, ihr sei der Stall gekündigt worden und sie wüsste nicht wohin mit dem Pferd und dass überhaupt alles nicht so toll sei. Beim Longieren wäre er so hastig und und und. Dabei sollte sie gar nicht longieren! Es war ihr sogar ausdrücklich untersagt worden! In den Telefonaten war immer alles in Ordnung, keine Probleme... Aber es ist immer nur ein Telefonat, da können die Leute einem viel erzählen, wie ich dann gelernt habe.! Ich habe dann mit meinen Eltern besprochen, dass wir ihn zurück holen. Es war fürchterlich! Das Walterchen hatte abgenommen, lahmte und sah todunglücklich aus... Zu Hause haben wir ihn dann tagsüber auf die Wiese gestellt und erst mal den Hufschmied kommen lassen (das hielt die gute Frau wohl auch nicht für notwendig). Walterchen blühte ein wenig auf, bekam aber immer mehr Schmerzen. Es gab Tage, an denen merkte man ihm richtig an, dass er nicht mal raus wollte. Als er dann nach ein paar Wochen so gar nicht mehr von rechts nach links wollte (er stand viel am Fenster seiner Box und nicht mal Futter lockte ihn zur anderen Seite) habe ich ihn erlöst. Ich werde nie wieder ein Pferd zu anderen Leuten geben, dass nicht nah genug steht, dass ich mal eben vorbeischauen kann. Ich habe dann später im Internet eine Anzeige der Frau gesehen, dass sie ein Pferd sucht... So viel zur Kündigung des Stalls!

#7 RE: Ich bin dann auch mal hier... von Admirals Miss 15.03.2012 14:34

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kann mir jemand ein Taschentuch geben?

#8 RE: Ich bin dann auch mal hier... von Amoroso 15.03.2012 15:13

Jetzt noch der Rest - vom Walterchen zu Rosi -

Nachdem ich dachte, dass das Walterchen gut untergebracht sei, habe ich meinen Bekannten aus dem Rennstall Bescheid gesagt, dass ich gerne einem anderen Vollblöd ein schönes Rentner-Dasein ermöglichen möchte. Wenn sie was hören, sollten sich nur melden. Außer, dass es ein Vollblöd sein sollte, und am liebsten ein Wallach hatte ich keine festen Vorstellungen. Nach ein paar Wochen wurde ich dann gefragt, ob ich mir AMOROSO ansehen wollte. Aus den Erzählungen der anderen Reiter am Stall kannte ich ihn als Lausbub und vor allem als Hengst. Aber er sollte kastriert werden, damit er sein Rentnerleben genießen kann. Also habe ich ihn angeschaut und war verliebt.
Den Rest kennt ihr ja quasi schon. Jetzt bin ich froh, dass Amoroso sich so gut entwickelt hat und wir seinen angeborenen Milzfehler entdeckt und im Griff haben. Wir werden jetzt (drei Monate nach der ersten erfolgreichen Behandlung) nochmal richtig durchstarten. Allerdings nicht in eine Saison voller Turniere und Arbeit, sondern in das schöne Leben! Wir werden zwar bald in den RU wieder einsteigen, aber vor allem, da ich reiterlich noch einige Defizite habe und bei Rosi alles richtig machen möchte. Er hat schon genug gelitten.
Jetzt wollen wir ausreiten, vielleicht in den Urlaub fahren und Spaß zusammen haben! Der Umzug in den Offenstall ist beschlossen, jetzt müssen wir "nur" noch planen und bauen. Es scheint, als könnte es "unser" Jahr werden...

#9 RE: Ich bin dann auch mal hier... von Amoroso 15.03.2012 15:15

@missy: Ich werde auch immer noch traurig, wenn ich an das Walterchen denke. Er war ein toller Kumpel, wenn ich auch nie eine so enge Bindung zu ihm hatte wie zu Pepe oder Rosi. Vielleicht würde er jetzt noch leben, wenn ich ihn nicht weg gegeben hätte? Nie wieder werde ich ein Pferd in andere Hände geben...

#10 RE: Ich bin dann auch mal hier... von Admirals Miss 15.03.2012 15:42

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ach mach dir keine vorwürfe und lass vergangenes vergangen sein.
auch wenn sichs blöd anhört aber vl hats so kommen müssen damit rosi zu dir kommen kann :troesten:

#11 RE: Ich bin dann auch mal hier... von Amoroso 15.03.2012 16:03

Danke, missy. Meistens sehe ich es auch so, nur wenn ich in Erinnerungen schwelge... Werde mal sehen, dass ich alte Fotos einscanne!

#12 RE: Ich bin dann auch mal hier... von Wasserdrache 15.03.2012 16:21

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Oh je das ist ja traurig schnief.... nichts für mich weichei..das tut mir sehr leid für walterchen schnief..

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