RENNPFERDE-RENTE-FORUM » Ex-Galopper A-Z » Neuausbildung/ Umschulung » dickköpfig, dickköpfiger, mein junger Blüter =)
Hallo erstmal an alle Vollblut-Erfahrenen
Bin seit 1,5 Wochen stolze Besitzerin eines 4 jährigen engl. Vollblüters.....hab mich von Anfang an total verliebt in den "Kleinen"
Habe versucht mir ein paar Tipps zu holen was seine Umschulung angeht, da ich vorher nur mit warmblütern gearbeitet habe und die sich etwas...sagen wir mal anders benommen haben mir wurde aber nur gesagt: einen sturen/ dickköpfigen Vollblüter gibt es nicht...naja und deshalb suche ich Menschen die mir sein Verhalten evtl erklären können anstatt es als "nicht vorhanden" abzuhaken
Zunächst einmal: er wurde verkauft weil er nicht mehr auf die Bahn gegangen ist, sich notfalls mit Jockey hingeschmissen hat.
Er geht also wenn er etwas nicht oder nur bedingt möchte mit dem Kopf absolut durch die Wand und tut das auch weiterhin seitdem er bei uns steht. Anfangs war es nicht möglich ihn an irgendwas "Essbarem" (dazu zählen natürlich zuallererst Gras, aber auch Bäume, Sträucher, Zäune usw.) vorbeizuführen, denn dann war er nicht mehr zu bremsen und kurz darauf am kauen. Das haben wir nun einigermaßen ausdiskutiert und er stimmt mir inzwischen meistens zu wenn ich sage gegessen wird später.
Außerdem geht er gerne durch Zäune...RICHTIGE Zäune! Er lehnt sich einfach solange dagegen mit der Brust und schiebt bis er nachgibt (mit oder ohne Strom)...
Reiten...haben wir erstmal gaaaanz hinten angestellt da bleibt er entweder stocksteif stehen wie eingepflanzt oder bockt und buckelt bis zum Abwinken (Gesundheitlich durchgecheckt also keine Rückenprobleme etc.) Bin bisher immer oben geblieben aber will es nicht unnötig herausfordern bis ich nicht die Fronten am Boden geklärt haben wobei ich beim Hauptthema bin: Respekt
ich weiß, ich weiß Respekt muss ich mir erstmal verdienen und Vertrauen aufbauen. Aber er macht einfach dicht und zieht sein Ding durch. Er ist keineswegs bösartig! Aber er will sich in keinster Weise irgendwelche Verhaltensregeln vorschreiben lassen. Kommt das durch die harte Schule durch die er als Rennpferd gegangen ist? Wie gehe ich am besten damit um? Er hat sich schon gebessert und ich gebe mir echt Mühe alles richtig zu machen, wäre über hilfreiche und nette Antworten sehr dankbar :danke:

Weißt Du, warum er aus dem Renngeschäft raus ist? War es das Verhalten oder war er zu langsam?
Ich habe bei meinem festgestellt, dass er, wenn er reiterlich gefördert (und daher auch gefordert) wird,auch im Umgang VIEL weicher wird. Wobei es beim Reiten eher auf ein Vorwärts hinausläuft, und auf ein stellendes-biegendes Geraderichten, als auf ein dressurmäßiges Aufrichten. Vorwärts-abwärts, damit der Hals sich dehnt und der Rücken ans Schwingen kommt, dabei eine deutlich aktive Hinterhand fordern. Geht natürlich auch an der Longe.
Ansonsten: unbedingt schon kleinste Dinge loben, aber dann auch irgendwann als normal ansehen, dass er das, was er kann und weiß auch tut, ohne dass es ein Leckerchen oder überschwengliches Lob gibt.
Und bedenke: es ist ein junges Pferd. Wenn auch Vollblüter als frühreif gelten: sie sind es nicht wirklich.
Wo lebst Du mit Deinem Pferd? Vielleicht weiß jemand einen Trainer, der Euch weiterhelfen kann.

Merke grade: nicht richtig gelesen. Sorry.
Zäune sind für meinen auch nur bedingt gefährlich. Er akzeptiert sie zwar, wundert sich aber jedesmal wieder, warum das so piekst, wenn er an die Litze kommt. Vollblüter sind halt hart im Nehmen.
Er wurde von den Weidekumpels übrigens recht gut erzogen inzwischen. Das wär auch n Tip.

War er zwischendurch nach der Bahn bei Freizeitreitern? Das ist so ein Phänomen, dass die Leute oft nicht mit so einem klugen Pferd umgehen können und dann solche untypischen Macken entsehen. Und TRainer gibt es auch solche und solche...
Ich kenne eigentlich solch "stures" Verhalten nicht, aber Ausnahmen gibt es ja immer. Nicht alle Pferde einer Rasse sind gleich. Ich hier auch so einen Fall von einem Ex- Renner, der benimmt sich wie ein unerzogenes Pony, wird steif und tut keinen Schritt, rennt alles um, beisst, ist stur und büffelig, wirft sich in bestimmten Situationen hin und so weiter. Das haben wir erst im Griff, seit er arbeiten muss und wir ausnahmslos konsequent mit ihm sind. Wichtig bei ihm ist, dass er Aufgaben bekommt die ihn fordern und die für ihnSinn machen, sonst tut er gar nichts. Und er langweilt sich schnell, weil er eben sehr klug ist. Er war auf der Bahn schon schwierig, aber dann später als sich mehrere "unprofessionelle" Leute an ihm versuchten hat ihm das den Rest gegeben. Irrsinn und Nerven vom Rennpferd und dazu wissen wie er seine Kraft einsetzt und diese Büffelligkeit- ganz tolle Mischung
Wenn mein Blüter (mein anderes Pferd) was nicht will kann der auch Ziegenbock machen und tut keinen Schritt...

Da hast du ein richtiges Charakterpferd, der gefällt mir. Und einen pubertierenden Bengel
Ich würde ihn erst einmal zur Ruhe kommen lassen. 2 Wochen zur Umstellung ist nicht viel. Mein Umschulungsprogramm bestände aus spazieren gehen, longieren, auch mit Sattel, viiiel Freilauf auf Paddock oder Weide und Gehorsamstraining auf dem Boden. Halten, Rückwärtsrichten, seitwärts, über Stangen,Planen und dem üblichen Schnickschnack. Er muss im Kopf begreifen, dass etwas anderes von ihm gefordert wird.

Ich habe wie sham begonnen. Langsam und mit viel Spucke.
Lass den guten in den 2 Wochen ersteinmal ankommen und versuche Vertrauen zu bekommen durch leichte Übungen am Boden etc.
Und wenn es nur Hufe auskratzen ist und dann gaaanz viel Loben. Dann kriegst du ihn bestimmt überzeugt!

Langsam beginnen wurde eh schon genannt, konsequent (und fair) sein, aber nicht mit zu viel Druck arbeiten, besser mit mehr Lob
Und nicht über Rückschritte ärgern, die gehörn nun mal dazu.
Außerdem sind Vollblüter recht schlau und verstehen eigentlich recht schnell worum es geht - manchmal, gerade am Anfang sind wir Menschen für Vollblüter viel zu langsam, kommt mir vor. Aber das kommt mit der Zeit.
Wie genau du vom Boden arbeitest ist wohl Geschmackssache - von nht über Clickern über klassische Arbeit oder Geschicklichkeitsaufgaben, Tellington, Geitner etc.. 100te Möglichkeiten

Stimme Mobi absolut zu: erstmal ankommen lassen und Vertrauen aufbauen.
Und: es gibt Vollblüter, die sich mit einer absoluten Verweigerungshaltung wehren. Die haben erkannt, dass eben "nicht laufen" eher zum Erfolg führt, als zu rennen, abzuspacken, etc. Bei dem Wallach, den ich lange zu Rennen begleitet habe, musste in den meisten Fällen der Reiter vom Führring zur Bahn laufen, weil der Bub mit Reiter keinen Schritt mehr in Richtung Bahn getan hat. Also Reiter im Führring drauf, gleich wieder runter, zur Fuß bis zum Geläuf und erst da zum Aufgalopp wieder rauf. Naja, auch an Tagen, wo er nicht mit vorn dabei war, sind wir aufgefallen.
Und der hätte sich eher umgebracht, als sich zu irgendwas zwingen zu lassen. Sein Halbbruder hats getan (hat sich rückwärts umfallen lassen und sich dabei das Kreuz gebrochen, als sie ihn mit Reiter auf die Bahn zwingen wollten).

Also Missy, ich glaube, ich bin auch heute manchmal noch zu langsam für mein Vollblöd

deshalb hab ich "gerade am Anfang" geschrieben und nicht "nur am Anfang". Manchmal bin ich auch zu langsam aber ja fad wenn nicht manche Punkte auf das Konto des Pferdis gehn würden

Missy, dann bin ich ja beruhigt... Gebe zu, so genau habe ich das heute morgen noch nicht aufnehmen können. Bin doch irgendwie
Danke danke danke schonmal für die Antworten!!!:danke:
Bin grad erstmal super froh, dass er scheinbar nicht der einzige ist der sich so benimmt das lässt mich hoffen.
Also ich habe ihn direkt vom Rennstall, d.h. er wurde von niemanden zwischendurch freizeitmäßig geritten oder überhaupt mal betüddelt. Kam also als hochtrainierter Leistungssportler direkt in die Box, stand da 4 Wochen (kam wenn er Glück hatte mal in die Führmaschine) und hat vor sich hin gewebt und dann habe ich ihn abgeholt.
Da ich ihn noch am anweiden bin ( holt man nen 4 jährigen nich normalerweise grad von der Weide :cuckoo steht er noch allein nur mit Kontakt zu den andern, bzw. inzwischen stellen wir immer mal wieder ne gaaaaanz brave Stute zu ihm...die hat sich schon Hals über Kopf in den Jungen verliebt, total süß.
Kann ihn aber auf der Weide nich wirklich allein lassen wegen dem Zaunproblem. Beim letzten mal stand er dann vor den Bahnschienen und hat sich nen vorbeifahrenden Zug angeguckt
ich erzähl mal was ich bisher mit ihm mache/ gemacht habe und bitte seid ehrlich: wenn ich Mist fabriziere sagt mir das
Zunächst einmal haben wir uns zusammen den Hof und die anderen Pferde angeschaut und dabei geübt NICHT an mir vorbeizurauschen sondern neben mir zu gehen, stehen bleiben, umdrehen usw.....achja über Gras laufen ohne Gras im Maul
in der Box erstmal einigermaßen ruhig beim putzen zu bleiben mit vielen Leckerchen, Hufe geben ohne mich aufzuessen (meine Jacke hat keine Knöpfe mehr hinten) und ganz wichtig, dass er mich nicht bedrängt und angrabbelt die ganze Zeit.Das war ne gaaaanz große Diskussion
Dann wollte ich wissen was er kennt bzw ob er vor irgendwas Angst hat und habe auf dem Platz so Spiel und Spaß mit ihm gemacht. Hütchen, paar Stangen auf dem Boden ne Plastikplane, Besen und was es sonst noch so an potentiell gefährlichen Dingen auf einem Hof gibt. Völlig unproblematisch, hätte ihm wohl ne Tüte übern Kopf ziehen können ohne ihn zu beeindrucken.
Bin mit ihm spazieren gegangen. Runde eins war ne Katastrophe und wir sind nach 40 m wieder zurück...mit einem normalen Halfter ist er echt nicht im Zaum zu halten sobald er andere Pferde irgendwo sieht. Mit nem Dually klappts aber gut und er geht sogar entspannt an Fahrradfahrern , Moped etc vorbei.
Longieren war so ne Sache. Wie erkläre ich ihm , dass es sinnvoll ist um mich herumzulaufen...habens wie bei nem Jungpferd gemacht also einer ging am Kopf mit. Alleine findet ers ziemlich dämlich
Insgesamt hat er sich jetzt schon echt gebessert und hat mir gesetern sogar entgegen gewiehert als ich gekommen bin er lernt total schnell...aber eben nur wenn er möchte.

Meine Tochter hat gestern ein neues Wort erfunden: das Faulblöd, statt Vollblöd.
Als Smartus merkte, dass er in Rente ist, wurde er nämlich ziemlich "bequem" und bewegte sich nur noch das nötigste.
(Man muss es ja nicht übertreiben mit der äktschen, nä?)
Inzwischen ist er 1,5 Jahre bei mir, und anfangs wurde er ab und zu auch mal etwas aggressiv, wenn er zum Beispiel gar nicht longiert werden wollte. Jetzt überlegt er immer noch mal, ob er denn aus der Box rausgehen möchte. Ich ignoriere Fehlverhalten auch mal, und nehme gutes Benehmen auch mal als selbstverständlich.
Clickern war übrigens auch hilfreich. Das Fordern und Fördern von Selber-Denken und dann Selber-Durchführen hat ihm gut getan.

Zitat
Gepostet von mackensaw
Zunächst einmal haben wir uns zusammen den Hof und die anderen Pferde angeschaut und dabei geübt NICHT an mir vorbeizurauschen sondern neben mir zu gehen, stehen bleiben, umdrehen usw.....achja über Gras laufen ohne Gras im Maul
in der Box erstmal einigermaßen ruhig beim putzen zu bleiben mit vielen Leckerchen, Hufe geben ohne mich aufzuessen (meine Jacke hat keine Knöpfe mehr hinten) und ganz wichtig, dass er mich nicht bedrängt und angrabbelt die ganze Zeit.Das war ne gaaaanz große Diskussion
Dann wollte ich wissen was er kennt bzw ob er vor irgendwas Angst hat und habe auf dem Platz so Spiel und Spaß mit ihm gemacht. Hütchen, paar Stangen auf dem Boden ne Plastikplane, Besen und was es sonst noch so an potentiell gefährlichen Dingen auf einem Hof gibt. Völlig unproblematisch, hätte ihm wohl ne Tüte übern Kopf ziehen können ohne ihn zu beeindrucken.
Bin mit ihm spazieren gegangen. Runde eins war ne Katastrophe und wir sind nach 40 m wieder zurück...mit einem normalen Halfter ist er echt nicht im Zaum zu halten sobald er andere Pferde irgendwo sieht. Mit nem Dually klappts aber gut und er geht sogar entspannt an Fahrradfahrern , Moped etc vorbei.
Longieren war so ne Sache. Wie erkläre ich ihm , dass es sinnvoll ist um mich herumzulaufen...habens wie bei nem Jungpferd gemacht also einer ging am Kopf mit. Alleine findet ers ziemlich dämlich
Insgesamt hat er sich jetzt schon echt gebessert und hat mir gesetern sogar entgegen gewiehert als ich gekommen biner lernt total schnell...aber eben nur wenn er möchte.
das kingt doch alles echt gut!!!
das mit dem longieren: meine findet longieren auch eher blöd und ich muss sagen ich steh da auch nicht wirklich drauf, also stört es mich nicht. ansonsten bei meiner eine volle körpersürachen geschichte-bin ich zu weit vorne/hinten/langsam oder so dann dreht sie sich rein...
eine möglichkeit wäre zb den longierzirkel mal nach innen abzugrenzen. oder den abstand einfach schritt für schritt vergrößern, oder vom "vor sich her treiben" dazu übergehn dass man sich immer weniger mitbewegt. oder ev. auch die arbeit an der doppellonge?

Meiner und ich finden Longieren auch eher sinnfrei...
Letztendlich musst du bei der Umshculung eh mit dem Pferd so arbeiten, als ob es roh ist. KLr kennt er shcon reiter und Gewicht, aber in ganz anderer Form als zB ein Warblüter in der Dressur.
Lass dir Zeit und sei konsequent. Ich dneke auch, dass gerade bei einem 4jährigen jetzt wenn der Stress aufhört auch die Testphase kommt