Hallo Tanja,

mit "Aussetzer" meine ich dass er von einer Sekunde auf die andere scheinbar völlig grundlos austickt. Sprich, aus einem ganz ruhigen kontrollierten Galopp am relativ langen Zügel einfach so den Kopf zwischen die Beine nimmt, sich so rund macht wie ein Gummiball und dann nahezu unkontrollierbar wird. Ich kann ihn dann nicht mehr vorwärts treiben, weil er auf jeden Impuls von oben sich nur noch mehr einrollt, hin und her springt wie wild und auch gerne mal buckelt, und mit dem Zügel kann ich auch nicht einwirken, da er dann nur noch mehr dagegen geht.
Anfangs hat er diese Unart nur draußen gezeigt und nur auf weiten, freien Flächen, wodurch ich davon ausgegangen bin dass er ein optisches Problem mit der Weite hat. Daraufhin sind wir nur noch Waldwege oder anders eingerahmte Strecken galoppiert, ab und zu kriegt er mittlerweile seine Aussetzer auch dort, wenn auch nicht so häufig. Manchmal versucht er es auch auf dem Reitplatz.
Ich habe das Gefühl, er tut es weil er sich der Arbeit entziehen will, bzw wenn ich ihn nicht in "seinem" Tempo gehen lassen möchte. Und es fällt mir halt schwer, eine Lösung zu finden wie ich zu ihm durchkommen kann ohne ihm zu sehr zuzusetzen, ihm jedoch dennoch klar zu machen dass das nicht geht dass er sich so verhält ...

Tessy, ich habe auch anfangs so ein Pulverfass gehabt...

Mit der Zeit konnte ich feststellen, dass Swing immer dann anfing zu buckeln (es war nicht ganz genau, wie bei euch), wenn er nicht das Tempo laufen durfte, was er wollte. Bei Swing hat dann Einwirkung über die Trense das Gegenteil bewirkt, was es sollte. Er heizte sich nur noch mehr auf und ist durchgegangen. Vom Boden aus haben wir das Wort "nein" intensiv geübt und ich kann es jetzt auch beim Reiten einsetzen. Dazu habe ich Sporen angezogen und ihn angetickt, wenn er anfing, herumzubocken. Als das mit dem Buckeln weniger wurde, fing Swing an, mit dem Kopf zu schlagen, wenn ich das Tempo drosselte. Jetzt reite ich gebisslos und entspannt, ohne Buckeln oder Kopfschlagen- meistens jedenfalls

Es könnte sein, dass dein Pony sich gegen Temporeduzierung wehrt. Es könnte aber auch sein, dass er Schmerzen hat... Ach, das ist immer so schwierig...

Meine Family war Sonntag auf der Rennbahn in Köln. sie haben mir erzählt, dass die Pferde vor dem Rennen in die Innenbahn geführt werden und sofort losstürmen, sobald sie losgelassen werden. Teilweise werden sie mit 2 Leuten geführt, weil sie so wild und aufgedreht sind. Dauernd sind Jockeys runtergefallen, weil gestiegen und gebuckelt wurde. Aber nach dem Rennen waren die Pferde alle total entspannt, wie ausgewechselt! Das ist halt eine andere Welt...

Erstmal danke danke danke für die vielen Wortmeldungen. Es tut gut zu hören dass man nicht alleine ist mit solchen Problemen.
Anfangs bin ich auch von Schmerzen ausgegangen, aber weder Chiropraktiker noch Ostheopathin konnten etwas finden, Zähne wurden gemacht und es gab nichts zu beanstanden, Sattel wurde kontrolliert und passt auch. Meine Trainerin meinte auch zwischendurch mal es mit Sporen zu versuchen um einfach besser zu ihm durchzukommen, aber das hat es eigentlich nur noch schlimmer gemacht - 1x falsch gepiekst und ich konnte 3 Wochen lang kaum vernünftig reiten.
Meine Vermutung liegt darin dass er in Polen im Renntraining irgend eine schlimme, für ihn traumatische Erfahrung gemacht hat, und gewisse Reize deshalb bei ihm eine Panik auslösen. Er steht manchmal unter einem enormen inneren Stress, er wirkt äusserlich völlig ruhig und entspannt, aber ich spüre es wenn ich neben ihm stehe oder drauf sitze, dass er innerlich unter absoluter Hochspannung steht. Diesen Stress baut er dann meist über das Koppen ab. Mir wurde erzählt er habe das Koppen angefangen als er nach seiner Kastration in einer Box ohne Sichtkontakt zu anderen Pferden stehen musste, aber mittlerweile bin ich mir da nicht so sicher.

Was die Haltung angeht: Von Mai bis September steht er in einem herrlichen Offenstall, endlos große Weiden, große Wallachherde, in die er gut integriert ist. Seit dem 1. Oktober ist er jetzt in der "Übergangsphase" wo sie tagsüber auf die normalen großen Weiden kommen, nachts jedoch in die Box kommen. Sobald das Schmuddelwetter einsetzt, kommt er morgens in die Führanlage, nachmittags in einer 8köpfigen gemischten Herde auf den Winterpaddock und wird dann am späten nachmittag bzw frühen Abend gearbeitet. Seine Box hat zwei Fenster, eins nach draußen und eins zur Stallgasse, sowie ein Gitter zum Nachbarn. Ich habe nicht das Gefühl dass er sich unwohl oder unausgelastet fühlt. Im Moment denke ich sogar eher, dass er es genießt nachts drinnen zu schlafen, jedenfalls drängelt er ganz schön wenn ich ihn abends reinhole :-)

Es hat sich seit dem Anfang auch stark gebessert, die Aussetzer werden seltener und irgendwie beruhigt er sich nach einiger Zeit wieder von selbst. Trotzdem ist mir immer wieder mulmig obendrauf, weil ich einfach Angst habe dass irgendwann mal was passiert. Ich würd so gern wissen was der Auslöser für seine Panikattacken ist, und wie ich ihm helfen kann, es zu überwinden.
In einem anderen Forum bekam ich als Tipp gegen das Einrollen, ihm einen ganz ganz fetten Lammfell-Puschel an den Nasenriemen zu binden, da ich ihm so die Sicht nehme wenn er sich von sich aus so einrollt. Das hilft auch recht gut, aber das Problem löst es natürlich nicht...

Er ist seit Januar bei mir. Damals wirkte er völlig verschüchtert und war in der Herde absolut unterwürfig und rangniedrig. Da hat sich mittlerweile aber einiges verändert. Er hat zusehends an Selbstbewusstsein gewonnen und kann sich in der Herde gut durchsetzen. Wenn er aber mal einen Tritt abbekommt oder am Putzplatz ein lautes Geräusch oder hektische Bewegung ihn erschrecken, fällt er sehr schnell in sein altes Verhalten zurück - er zuckt zusammen, duckt sich oder wird panisch.
Er ist sehr auf mich fixiert, ich merke dass er sich bei mir anders verhält als wenn Khalifs RB oder sonst jemand ihn reinholen oder anbinden wollen. Als ich zB im August 4 Tage lang im Urlaub war, hat er fast ununterbrochen an der Tränke gestanden und gekoppt und alle andern Pferde verjagt, sogar seinen besten Kumpel. Kaum war ich wieder da, normalisierte es sich wieder.
Um das Problem der offenen Flächen anzugehen war ich auch schon öfters mit ihm ins Gelände spazieren. Also nur an der Hand, nicht geritten. das meiste natürlich im Schritt, Runden bis zu 6km, zwischendurch auch mal grasen lassen auf den Wiesen, oder ein Stückchen traben. Da ist er ganz lieb und brav und nett. Auch beim Ausritt, sobald ich absteige, beruhigt er sich sofort. Aber ich möchte das Vertrauen auch im Sattel aufbauen.

Ich glaube es fällt ihm einfach schwer, mit Stressituationen umzugehen. Ich füttere jetzt seit einigen Wochen Magnesium zu, das soll ja innerlich ein bisschen beruhigen.

Magnesium habe ich auch gegeben. Ob es mir (wissend) oder Swing (körperlich) geholfen hat, weiß ich letztendlich nicht. Aber es half!

Aus meiner Erfahrung mit Swing kann ich dir erzählen, dass es jetzt nach einem Jahr so ist, dass Swings Reitverhalten entsprechend dem Denken/Fühlen des Reiters ist.

Ich habe mit ihm eigentlich kein Problem beim Ausreiten. Wenn er mal auf die Idee kommt, sich über etwas aufzuregen, erkenne ich das früh und sage ihm, dass er keinen Grund und nicht das Recht hat, Theater zu machen. MIR glaubt er auch.

Wenn meine Tochter ausreitet, macht ihr Kopfkino ihr einen Strich durch die Rechnung und Swing merkt das. Hört er z.B. andere Pferde vorbeigaloppieren, regt er sich auf. Er ist schreckhafter, schneller aufgeregt.

Die Reitbeteiligung von Swing ist etwas zu unbefangen. Ihr geht er durch.

Ich bin überzeugt, so sensible Pferde, wie die Vollblüter sind ganz deutlich auf einen mental starken und sicheren Reiter angewiesen. Bis man ihnen das glaubhaft versichern kann, braucht es halt Zeit und immerfort positive Erfahrungen. Ich sorge immer dafür, dass Swing sicher bei mir aufgehoben ist. Viel übertriebener, als bei seinen Vorgängern. So ist es z.B. so: Wenn ich Swing über einen Ast führe und er stolpert, verspannt er sich sofort. Beim nächsten Mal mache ich ihn viel deutlicher aufmerksam auf einen Ast, er hebt die Beine höher und ich bin die Heldin, der er vertraut. Das ist beim täglichen Umgang mit allem so und mit der Zeit hat sich das aufs Reiten übertragen. Man kann ihnen gar nicht genug Sicherheit und Vertrauen geben...

Dann wird es auch mit den Ausritten besser...

Also unser Dicker setzt ja auf den Stoppelfeldern und großen Flächen gern aus, dann geht der Kopf zwischen die Beine und es folgen fiese Bockarien, gar nicht mehr ansprechbar. Angekündigt hat er das immer mit extremen Einrollen, hoher Aufrichtung und starkem Klappern auf dem Gebiss, wobei er auch gern mal auf seine Zunge biss, was mir alles ziegt, dass er wohl auf der Bahn mehrfach hart pariert wurde und mit entsprechender Verschnürung laufen mußte. Er ist auch nicht besonders trabsicher und vom Gebäude her ungünstig, und man hat sicher mehr gewollt als er konnte.
Als wir ihn bekamen, bockte er auch auf dem Reitplatz, vorm Wagen und an der Longe. Großartig waren seine Aktionen, wenn er der Meinung war, im Gelände einen anderen weg einschlagen zu wollen als ich.
Ich vermute bei diese Pferd war es ene Mischung aus einem ausgeprägtem Schmerzgedächtnis (Rücken), Unsicherheit und Mangelndem Vertrauen, aber auch dessen, der er sich im Laufe der nicht ganz rosigen Renn- und Umschulzeit einfach angeeignet hat, wie er aus der Nummer raus kommt. Daher habe ich ihn so gut wie nie auf de Platz geritten, da ging gar nichts.
Ich habe ihn mehrfach ostheopatisch checken lassen und die größten Baustellen begradigen lassen, für viel Bewegung gesorgt (Offenstall) und bin viel mit ihm spzieren gegangen (besser gesagt mein Freund und seine damalige RB, ich bin eher Reiter).
Beim Ausreiten habe ich konsequent auf korrektes v/a und eine sehr gleichmässiges, ruhiges Tempo geachtet und NIEMALS zugelegt, auch im Galopp nicht. Gebisslos funktionierte es leider gar nicht, da ging er nur durch und war gar nicht kontrollierbar, leider. Meist hat das funktioniert- bei ihm nicht. Stoppelfelder (die das größte Problem waren) habe ich ich immer im sehr ruigen Trab geritten, da er im Schritt noch eher explodierte. Wenn er gebockt hat habe ich gleich zu Beginn hart pariert, eine Hand hoch- seitwärts, die andere runter und ihm einen Klaps mit der Gerte an die Schulter gegeben. Lief er wieder ruhig und liess sich brav in eine ordentliche, entspannte Position bringen wurde ausgiebig gelobt, es gab auch mal einen Keks wenn ein Feld lang mal nicht passiert war.
Mir war das einfach zu gefärhlich, er hatte zuvor schon einige Reiter heftig abgesetzt. Irgendwann ist dann nichts mehr passiert, auch mit zunehmendem Vetrauen und vor allem mit verbesserter Rittigkeit und Muskulatur.
Leztendlich haben wir entschieden, dieses Pferd so gut wie nicht mehr zu reiten und fahren ihn fast ausschliesslich, aber niemals auf Tempo und niemals auf freien Flächen. Er bleibt einfach unberechenbar. Er ist nun aber unser alter Beisteller und nicht mein Jungpferd. Wenn er mein Jungpferd wäre hätte ich wohl auch anders entschieden. Ich glaube, ich würde versuchen, das Vetrauen noch zu stärken und bei diesen Bockgeschichten hart durchgreifen.

Wobei nein, ich glaueb ich würde mich darauf beschränken, mich ersteinmal nicht in diese Situationen zu bringen

Ich bin da wie Sunnyboy. Solche Probleme würde ich nicht im Gelände lösen wollen. Wenn ich allein an unsere nahe liegenden Strassen denke, macht mein Kopfkino mir da schon einen Strich durch die Rechnung.

Ich würde auch versuchen, ihn einmal hochzuparieren, damit du überhaupt eine Einwirkungsmöglichkeit hast.
Ansonsten würde ich mir nicht zu viele Gedanken machen, wie und woher das kommt. Ich finde, es klingt halt nach einer sehr effektiven Methode, sich komplett zu entziehen.
Ich glaube, jeder hier könnte dir von solchen feinen Macken berichten. Meiner bremst abrupt, drückt den Rücken weg, hoppelt auf der Stelle und schmeißt dir seinen Kopf ins Gesicht.
Mit der richtigen Muskulatur, Vertrauen und Können wurde es sehr viel weniger, aber richtig weg geht das wahrscheinlich nie.
Mir hat anfangs auch ein Martingal geholfen, schon mal über einen Aufsatzzügel nachgedacht, nur um ihm mal die Richtung zu nehmen?

Das hört sich alles sehr bekannt an... Blitzschnell Kopf zwischen die Beine und ab gehts! Das kenne ich ja auch von Magic. Unterm Sattel hatte ich "erst" zwei mal diese Situation. Beim ersten mal bin ich geflogen, beim zweiten mal nicht. Es steht also 1:1.
Bei der ersten Buckelattacke waren wir auf dem Platz. Sind auf dem Zirkel galoppiert. An der offenen Zirkelseite hatte ich keine Kontrolle mehr. Magic ist über die äußere Schulter ausgebrochen. Dachte noch "ups, jetzt dreht er gleich nach rechts..." aber Fehlanzeige. Der Zaun kam immer näher und Magic schlug einen Haken nach links und nahm den Kopf zwischen die Beine. Und zack lag ich darnieder Das ging so rasend schnell. Hatte keine Chance mehr zu reagieren. Beim zweiten mal hat er sich auf dem Platz neben seinem Kumpel erschreckt. Beide sind losgeflitzt, der Kumpel war an der Longe. Drei fiese Bocksprünge, dann war die Sache gegessen. Eigentlich soll man ja in so einer Situation die Zügel kurz nehmen und verhindern, dass der Kopf zwischen die Beine kommt. Hab ich gar nicht mehr geschafft. Vielleicht war das auch in der Situation gut so: Magic hat gemerkt, dass kein Zügeldruck kommt (kann er ja auch so gar nicht leiden) und hat sich schnell beruhigt. O-Ton der Stallkollegin: Super! Als würdet ihr das jeden Tag machen!
Seitdem hatten wir das nicht mehr. Toller Tipp von unserer Physio-Trainerin: "Man muss nicht immer alles im Sattel ausdiskutieren. Wenn dir in bestimmten Situationen der Mut fehlt, dann löse das vom Boden aus!"
Sprich: Wenn Magic sich aufregt oder komisch drauf ist (manchmal hat man ja auch dieses Bauchgefühl, dass gerade etwas nicht so rund läuft), dann steige ich ab und arbeite Magic an der Hand. Das klappt im Schritt und Trab auch schon sehr schön. Hat er sich beruhigt steige ich wieder auf und es geht weiter So hat er nicht das Gefühl, dass wenn er sich aufregt die Arbeit beendet ist. Dann wird was anderes gemacht, wobei ich selbst nicht unsicher bin und wenn das Kopfkino aufhört geht es weiter.

Magic neigt ja auch stark zu Blockaden und wird auch regelmäßig behandelt. Das spielt auch eine große Rolle beim Reiten. Aber oft bin ich mir unsicher ob es gerade irgendwo autscht oder ob es Show ist... In solchen Buckel-Situationen drüber weg reiten und einfach vorwärts mag ja von der Idee her gut sein, aber dafür muss man halt auch die Zeit haben können zu reagieren

Mit dem Gelände sind wir ja nicht so weit... Haben im Sommer vermehrt das Spazierengehen reingenommen und das klappt ganz gut. Aber ob das von mir beschriebene im Gelände klappt weiß ich nicht... Auf dem Platz hat es mir super geholfen.

[ Editiert von Magics Monja am 19.10.11 8:32 ]

http://de.wikipedia.org/w/index.php?titl...=20080727193910

Ein Aufsatzzügel ist im Prinzip sowas wie der Check beim Traber, nur dass er hier in einem extra Gebiss endet (auf de Bild das obere mit den kleinen Ringen). Der Check ist der Lederriemen, den der Typ auf dem Bild gearde versucht zu befestigen. Beim Aufsatzzügel endet er am Genickstück oder wird dort entlang an den Backenstücken in den Gebsissring eingehakt, so wie bei Halsverlängerer.

Gibt es auch zu kaufen, nur unter anderem Namen: http://www.loesdau.de/Kopfhaltungsz%fcge...uegel-ausbinder

Das Proble kann mn aber auch ohne Hilfzügel mit der Hand lösen, denke ich.

Zitat

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Gepostet von Mobi
Was es nicht alles gibt. Hab ich ehrlich weder gesehen noch jemals gehört. :danke:

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ja, ich kenne sämtlcihe Gemienheiten