Bin grad am Stöbern und schiebe hier mal unseren Erfahrungsbericht ein.
Jockel ist seit fast einem Jahr barhuf. Schmied hatte sich geweigert, das zu machen. Zum Glück lief mir grade ein guter Barhufbearbeiter über den Weg. Mit dem hab ichs gewagt.
Anfangs war es grenzwertig. Auf der Wiese und in tieferem Sand sofort entspannt; man hatte das Gefühl, das Pferd atmet auf. Aber harter Boden wurde schon vorsichtig angegangen und Schotter war nicht drin. Der Weg zur Wiese war etwa 15m fester Boden, 15m Schotter und 5m Gras. Ich hab ihm vorne Hufschuhe (von Engl) angezogen. Er hätte hinten auch welche brauchen können, aber da wars nicht ganz so nötig. Zum Glück war ich fast immer da, wenn es raus oder rein ging. An den anderen Tagen mußte er barhuf raus, was mir Schimpf und Schande einbrachte seitens SB.
Nach ca drei Wochen wollte er beim Reinholen die Schuhe nicht anziehen, und lief deutlich besser, aber immer noch fühlig über den Schotter. immerhin ein kleiner Fortschritt. So besserte es sich langsam (sehr langsam) weiterhin. Gearbeitet habe ich nur an der Hand und nur in dem Tempo, das er vorgab, und nur auf Sand, ab und zu ein kleiner Weg die Strasse lang (100m).
Psychisch hat er sich etwas verändert: wacher, beweglicher, entspannter, mutiger.
Nach zwei Monaten sind wir umgezogen. Die Wege zur Weide waren ähnlich lang, das Laufverhalten besserte sich zusehends, die Hufe stellten sich auf, nachdem sie anfangs "gelegen" hatten. Einige Wochen später habe ich wieder mit dem Reiten begonnen. Jockel schien erfreut, dass er wieder arbeiten durfte, aber wir haben es gaaaanz langsam angehen lassen.
Der Winter war grundsätzlich gut, solange es nass und matschig war, aber die gefrorene Zeit war mörderisch. Er konnte und wollte auf der Buckelpiste gar nicht laufen, hatte daher eine Zeitlang keine Weide, sondern nur Box und Halle.
Zum Sommer gings auf ne andere Weide, die nur über den Schotter auf dem Hof zu erreichen ist (ca 50m), danach Asphalt. Die 50m sind nach wie vor nicht seine Lieblingsstrecke, aber es wird successive besser und er verlangsamt das Tempo nicht mehr so stark, sondern läuft vorsichtig, aber stetig drüber.
Ich mute ihm immer mal wieder unterschiedliche Böden zu, zwecks Übung und Abhärtung, aber das mache ich nur in kleiner Dosierung.
Insgesamt läuft er um Klassen besser als früher. Durch die Stellungsänderung mag er sich mehr bewegen, hat aufgemuskelt, fühlt sich groß und mutig. In der Herde ist er inzwischen weit oben, kann jeden wegschicken, akzeptiert aber den alten Wallach, wenn der ihn schickt.
Am meisten hat mich gefreut, als er letztens nach dem Wälzen quasi schon buckelnd aufsprang. Überhaupt kann er inzwischen buckeln, dass ich fast in Wohnungsnot komme. Früher war das nur eine "Taktunreinheit".
Insgesamt war die Eisenabnahme und veränderte Bearbeitung das beste, was ich für ihn tun konnte. Er macht einen zufriedenen und gesunden Eindruck.

Also, ausgehend von den Beiträgen im Jockel-Thread mach ich hier mal weiter.

Ich hab mehrere Bücher, die ich empfehlen kann:
- "F-Balance" ist prima. Sehr anschaulich mit vielen Bildern und ein bisserl "Gehirnwäsche". Was mir da fehlt (vor allem in den Beispielbildern) sind Hufe, die nicht vorher eine totale Katastrophe waren. Ich sehe ein, dass man dort besser Stresspunkte, Imbalancen etc., etc. erkennt, aber an einem einigermaßen gut in Schuss gehaltenen Huf (bzw. ganz vielen davon) würde ich auch gerne mein Auge schulen.

- "Der Huf" von Ruthe. Gutes Buch aber es ist halt ein Lehrbuch. Sehr anstrengend. Die neue Fassung (Smartie, Michael hat ne ganz alte) beinhaltet auch verschiedene Herangehensweisen, also beschreibt, dass Hufschule xy diese und jene Ansicht vertritt und warum. Leider ist das Buch auch ziemlich teuer, der größte Teil befasst sich aber mit Eisen und deren Zubereitung. Ich bin trotzdem froh, es gekauft zu haben.

- "Wunderwerk Huf" von Tina Gottwald KOSTENLOS im Internet herunterzuladen auf ihrer Seite pro-barhuf.de. Ist mein absoluter Favorit und wäre es auch, wenn es das teuerste der drei wäre. Wird auch von ihr immer mal überarbeitet, da auch sie immer noch dazu lernt (z.B. arbeitet sie inzwischen ergänzend auch mit F-Balance)

Schön auch die Seiten von Ariane Reeves im I-Net. Mit ein bisschen Stöbern bekommt man gute Tipps mitsamt Bildern.

Letztere beiden und F-Balance beschreiben auch gut das, was Warwing bei Jockel geschrieben hat: Trachten (auch untergeschobene) müssen gekürzt werden, auch wenn das zunächst widersinnig erscheint, einen Huf, dessen Ballen von außen betrachtet hinten zu niedrig ist, dort auch noch zu kürzen. Man kann sich aber gut an der Sohle orientieren. Solange man nicht die Trachten tiefer kürzt als die Sohle in den Trachtenecken, setzt man den Huf nicht runter sondern nur die Trachtenenden nach hinten!

Und wie Ww schon geschrieben hat ist das Wörtchen "Tragrand" eine rein deutsche Bezeichnung. Aber wenn man es schon verwendet, dann bitte NICHT nur für das untere Ende der Hufwand! Die kann(!) allein nicht tragen. Dieses relativ schmale Horn ist nur mit der Lamellenschicht mit dem restlichen Huf verbunden. Wenn dieser "Tragrand" also so lang wird, dass es alleine "trägt", hängt das komplette Pferdegewicht an der Lamellenschicht. Logische Folge: Die Wand verbiegt sich, reißt und/oder bricht.
Ein Hufeisen ist ja auch nicht so schmal wie diese Hufwand sondern es überdeckt auch einen Teil der Sohle - eben, weil dieser Sohlenrand mittragen muss! Am frisch beschlagenen Huf sollte das jedenfalls so sein. Leider wächst aber so ein Huf und kann sich unter'm Eisen nicht ablaufen und kann dort auch nicht vom Besitzer geraspelt werden = irgendwann reißt die Wand, gerne in Richtung der Schwachstelle = den Nagellöchern.
Lässt man ein barfuß laufendes Pferd unbearbeitet, passiert aber dasselbe. In der freien Wildbahn laufen die Pferde sehr viel mehr als bei uns, selbst mit Paddock-Trail laufen sich die Hufe nicht von selbst ab.
Deshalb bitte bitte keinen "Tragrand züchten"!! Der komplette Rand des Hufes muss tragen zusammen mit dem Strahl. Dazwischen bildet sich von ganz alleine eine Sohlenwölbung (auf weichem Boden tiefer als auf hartem).
Es gibt wunderbare Videos im Netz, auf denen man den Hufmechanismus in Super-Zeitlupe erkennen kann (u.a. bei F-Balance).

Dr. Tina Gottwald und Ariane Reeves hätte ich auch empfohlen. 👍

Soo habe das Gottwald Buch durch....

Habe aber jetzt noch eine Frage die ich im Buch nicht zufriedenstellend verstanden habe....
Habe dafür einfach mal Donnas „schlechtesten“ linken vorderhuf fotografiert.....

Verfallshorn ist ja sichtbar da aber es ist super fest...geht bestimmt nach regen ab

Jetzt zur Fragestellung:
In rot die „alte“ weiße Linie..,noch erahnbar von der letzten Bearbeitung...

Wäre sie jetzt nach Wachstum und reichlich Abrieb da wo eine Rinne erahnbar ist?
In blau eingezeichnet?

In "rot" die alte Weisse Linie gibt es nicht. Die weisse Linie verschiebt sich nicht. Vielmehr wird das Wandhorn länger. Wenn du es abkneifst, wird die weisse Linie wieder sichtbar werden und zwar dort, wo du sie in blau vermutest. Dann raspelt man das Horn der Wand bis an die weiße Linie zurück.

Aber auch Donnas Hufe sind zu lang. Die Eckstreben enden nicht an der weitesten Stelle des Strahls. Man sieht rechts einen deutlichen Punkt, bis zu dem der Huf zurückgekürzt werden möchte.

Warte...

Wenn ihr die Trachten so lang lasst, verschiebt sich die komplette Auflagefläche um ca. 1cm nach vorn.
Dadurch kommt zuviel Druck auf die Zehe, darum hat sie dort den Spalt.
Rechts zeigt der Huf ganz deutlich einen kleinen Riss. Bis hier muss die Trachte eigekürzt werden.
Der Riss entsteht, weil der Druck nach vorn dort schon zu groß ist.
Der Abstand vom Haarrand am Ballen (habe ich eingezeichnet) bis zu dem kleinen Riss, muss ausgemessen und auf die andere Seite des Hufes übertragen werden.
Das sind die beiden Punkte, bis wohin die Trachten gekürzt werden müssen.
Nur so kommt der Huf "unter's Pferd".
Denn dann sind die Eckstreben auch an der weitesten Stelle des Strahls.

Ach so, das rot schraffierte ist alles zu lang. Kann weg. Wenn sie dazu neigt, fühlig zu werden, kann man am Rand einige Millimeter stehen lassen.
Millimeter!

Kann man verstehen?|addpics|7qb-91-fca6.jpg-invaddpicsinvv|/addpics|

mh...okay dann hab ich da was falsch verstanden... mit der weißen Linie...
Und das sie zu lang sind sehe auch ich ....letzte Bearbeitung vor vier Wochen...

Top erklärt!!! Danke!!

Aber...die Eckstreben sind so in dieser Form jetzt ein mm über strahlniveau...
Trotzdem runterkürzen?! Dann wären sie deutlich kürzer...

Den Strahl schneidet man dann auch etwas zurück.
Aber primär gilt: der Strahl "ertastet" den Boden.
Das ist seine Funktion.

so....hab mich jetzt einfach mal getraut..,
Der Schmied sagt auch immer ich dürfte ruhig ein bisschen mehr raspeln

Die Bilder vorher nachher....

Ist natürlich noch verbrsserungswürdig und habe natürlich alle gemacht......
Aber sie konnte im Anschluss noch über groben Schotter gehen und war dabei nicht vorsichtiger als sonst...

Man hätte ja auch über den Rand gehen können aber dann käme man ja nicht so gut ans Gras