Jetzt hab ich zwar mein Pferd schon ein Jahr, weiß aber genau genommen nix wirklich handfestes über das frühere Leben, bzw den "Beruf" des Rennpferdes.
Hier gibt es doch eine ganze Reihe Leute, die an Rennbahnen arbeiten, oder gearbeitet haben, und mir die folgenden Fragen beantworten können:

Wie sieht der Alltag eines Rennpferdes konkret aus? Wieviel laufen sie pro Tag? Wieviele km, in welchem Tempo/Gangart? Wie oft/ lange in der Führmaschine?
Wie ist das mit der Fütterung? Wieviel Hafer (o.ä.), wieviel Heu?
Wie oft werden sie beschlagen?
Wie werden sie angeritten? Wie werden sie eingesprungen? Was sind die unterschiede im Training für Lang-/Kurzstreckenpferde?
Wie ist die Phase vor einem Rennen? Wie werden sie am Renntag aufgewärmt, wie nach einem Rennen regeneriert?
Wieviel Abstand ist zwischen ihren Renneinsätzen?

Ich weiß, das klingt jetzt nach dummen Fragen, aber da stehe ich zu.
Kann mich auch nach wie vor absolut nicht über meinen Smartus beklagen, GANZ IM GEGENTEIL:
Erst eben komme ich von ihm, und er war so toll, dass ich vor Glück heulen könnte...

Ganz toller Thread! Super, Smartie! Das sind alles Fragen, die mich auch brennend interessieren.

Ich würde gern noch wissen: Wie sind die Kommandos während ihres Arbeitslebens?

Find ich eine super geniale Idee!!! Freue mich auch auf zahlreiche Antworten *Zwinkerzudenrennbahnmädels*
:handkuss:

Ich erkläre euch das gleich mal alles wenn ich zeit habe....so wie es üblich ist im leben eines hochleistungs sportler :kamel:

Oh das würde mich auch brennend interessieren.

Gehe die Pferde auch ins Gelände? Wie wird dort geritten? Hach da gibt es bestimmt jede Menge Fragen.

LG
Milka

So ihr lieben ich versuche jetzt mal alle fragen ganz genau und einfach zu beschreiben ich lese im moment ja alles von euch ich bin nur etwas gestresst zur zeit um viel zu antworten der tag hat einfach zu wenig stunden zu frage wie lange ein pferd im training unterwegs ist-- wenn alle reiter sich gesammelt haben je nachdem wieviel reiter im lot sind kreisen die jenigen die aufgessen haben ja schon im schritt auf einem grossen zirkel dann geht es gemeinsam zum schritt ring wo immer noch ca. 15min. schritt geritten wird . dann geht es zum trabring wo ungefähr die gleiche zeit gemeinsam getrabt wird von dort aus geht es hoch zur bahn wo die pferde gecantert werden die aktion sollte dann mittel schnell sein je nachdem was für eine arbeit verlangt wird sind das dann 1600-1700meter man kann sagen reitarbeit also ca. 40min.danach im schritt nachhause und ca.40min. noch schritt in der maschine.

die fütterung im vollen training ist schon eine menge am tag ca.12-16 pfund hafer und noch zusätze was jeder anders macht denke ich heu soviel wie das rennpferd wünscht


der beschlag wird kalt beschlagen alle 4-5 wochen und das gaht in der box wie alles andere auch

genau wie das erste mal aufsitzen beim anreiten danach geht es mit einem führpferd direkt in den ring zum reiten einspringen fängt man ganz normal ganz klein an und steigert es


der canter bleibt bei kurz oder lang strecken im training bei den meisten gleich ausser natürlich die ganz spetziellen arbeiten dazu

am tag vor den rennen gehen die pferde nur schritt in der maschine oder halt etwas traben

am tag des besagten rennen gehen die pferde auch nur schritt in der maschine und dann nach dem satteln vorm rennen im führring wieder bevor sie zum rennen entlassen werden

2-3 tage erholen sich die pferde nach dem rennen und haben pause werden ruhig bewegt

jetzt noch die frage nach den abständen der renneinsätze das kommt aufs pferd an das kann nur 8 tage sein oder aber auch bis 6wochen

ich hoffe ich konnte das jetzt verständlich erklären ansonsten fragt ruhig nach das ist von trainer zu trainer unterschiedlich manche haben sogar die chance die aktiven pferde auf die wiese stundenweise zu stellen das finde ich absolut klasse das kann leider noch nicht jeder

Milka es geht nur ins gelände auch zum anreiten jipie...:rodeo:

Da sind für einen Ex-Galopper Besitzer sehr interessante Fragen. ich arbeite gerade daran, das für unsere (meine und Recall ) homepage. www.ex-galopper.de (geht monentan nur die Startseite) zusammenzustellen - hab z.Z. 22 Seiten Text, die stelle jetzt ich hier nicht rein :-)
Mach ich mal die einfachen Fragen:
Beschlagen wird alle 4 Wochen - die, die (Winter) Pause haben, laufen dann hinten ohne Eisen.
Futter- je nach Pferd. bullige Hengste bekommen mehr als zierliche Stuten. Bei uns geben wir soviel Heu, wie sie fressen 3 x am Tag.
Hafer/Kraftfutter nach Arbeit - 4 x am Tag, ingesamt zwischen 3-5 kg, dazu Mineralfutter und Vitamine . Gut fressen ist für uns ein Indikator für's Wohlbefinden. Wenn ein Pferd schlecht frisst, muss das Training/Renneinsatz überdacht werden.
Startfolge ist heute meistens abhängig davon , wie man passende Rennen findet - in den Regel läuft ein Pferd alle 2-3 Wochen, die ganz guten (Gruppepferde) laufen 5-7 Rennen im Jahr.
Passende Rennen zu finden ist die absolute Kunst des Trainers. GAG ist ein Begriff? Erklären wir sonst nochmal. Ein Pferd muss in einem Rennen mindestens 51 kg tragen. Dazu muss dann das GAG passen, die Distanz, in der Regel der Boden, dazu haben Pferde unterschiedliche Veranlagung - viele haben Speed, die mögen dann Rennbahnen mit langen Geraden, manchen sind reine Galoppierer, die können oft auf Bahnen mit kürzeren Geraden besser zurecht - Ihr merkt es wird sehr ausführlich :-)
Vor den Rennen wird das Pferd ca eine 1/2 stunde warmgeführt, Dann kommt der Aufgalopp, der hat was mit wamrmachen zu tun, dient aber auch um der Rennleitung und Tierartzt zu demonstrieren, das das pferd taktklar galoppiert und in Ordnung ist. Nach dem Rennne wird das pferd (außer im Winter) abgeduscht und solange trockengeführt bis Puls und Atemwerte wieder im Normalbereich sind. Trinkwasser wird in Schlücken gegeben, soll heißen jede Runde einmal am Eimer vorbei. Haben die Pferde genug getrunken und sind "wieder runter" bekommen unsere nach den Rennen Heu. Sebstverständlich bekommen unsere auch vor dem Rennen Heu und Wasser und die, die trotz der Aufregung fressen, bekommen ca. 2 Stunden vor dem Rennen Hafer.
Nac einem Rennen gehen sie bei uns 2 Tage Schritt in der Maschine und Paddock, der Tag danach wird zusätzlich getrabt und den nächsten Tag - wenn das pferd sich wohl fühlt udn sich das Rennen gut weggesteckt hat - wird wieder gecantert. Täglich Paddock ist bei uns selbstverständlich. Die weitere Arbeit hängt dann vom "Fahrplan ab, sollheißen, wann ist der nächste Start.
Im Winter lässt man manchmal Pferde jede Woche laufen, die "arbeiten" dann zwischen den Rennen gar nicht, die traben nur in der Maschine ...Erst mal genug ? :-)

[ Editiert von Birgit H am 09.06.12 22:01 ]

Wow, vielen dank für die ausführliche Beschreibung. :danke: Ich denke das es vielen von uns manche Sachen verständlich macht im Umgang mit dem "Ex Galopper"

Habe heute immer noch das Problem das Arktur bei reinen "Grünflächen" sehr aufdreht. Ausreiten im Wald ok. Aber Feld.... das spare ich mir.


Ach Birgit, wo du meinen ja persönlich kennst ;-) Führmaschine kann ich ihn wohl stellen ohne das er sich umbringt? Wir bekommen bald eine, bin bei dem Chaoten aber doch vorsichtig geworden. Er schafft es ja immer sich irgendwie einen Krankenschein zu holen.

LG
Milka

Huhu Nadine,
Tja Führmaschine müsste wirklich gehen :-)

So mach ich mal mit Training weiter:
Lustigerweise "arbeiten" Galopper viel weniger als man denkt, die Regelmäßigkeit macht es .

Training dient der Verbesserung von Kondition und Konstitution (Schnelligkeit kann man nicht trainieren, die Fähigkeit zum schnell Laufen ist angeboren und wird genetisch bestimmt) und besteht aus: Aufwärmen im Schritt, Trab und Galopp.
Training hat nichts mit Rennen zu tun. Es geht nie über die Renndistanz eines Pferdes und nie an die Leistungsgrenze. (Bei uns wird im training nie renntempo gegangen) Training darf nur im oberen aeroben Bereich stattfinden.
Das Training der Galopper ist relativ einheitlich. Aus der Regelmäßigkeit resultiert eine verbesserte Kondition - um ein Pferd in Rennkondition zu bringen, braucht man je nach Typ -leichtere Modelle brauchen weniger, bulligere mehr Arbeit- ca. 4 -6 Monate.

Da Galopprennen Taktik sind, lernt das Pferd zusätzlich zum Konditionstraining, an verschiedenen Postionen zu bleiben – vor, zwischen und hinter, sowie nah neben anderen Pferden zu gehen.


Der Schritt ist die Mutter des Galopps oder Schritt und Trab machen fit für Galopp.

Galopppferde werden größtenteils auf Sand trainiert. Das Training ist abhängig vom Pferd, faul, übereifrig, schmal oder bullig und kann daher nicht bis in die Feinheiten ausgeführt werden.
Grob also ungefähr so :
Aufwärmen im Schritt, 10-30 Minuten Traben, ca. 1500 – 2000 m Cantern.
Der Canter kann unterschiedlich Geschwindigkeiten haben, es fängt an beim ruhigen Hoppelcanter und geht bis zum freien Canter – gecantert wird in der Regel immer so, das „man immer noch was in der Hand hat“.

Stimmt die Kondition , wird ein/zweimal die Woche statt gecantert eine schnelle Arbeit gegangen. Die kann z.B. aussehen.
entweder mal ein Spitzer (schnell über eine kurze Distanz), ein Grasgalopp, Kopf/Kopf also auf gleicher Höhe einem anderen Pferd über eine vom Trainer festgelegt Distanz in einem höherem Tempo. Kopf/Kopf dient einmal dazu, den Ehrgeiz des Renners zu fördern, ist aber auch ein Standortbestimmung, wie das Pferd leistungsmäßig einzuschätzen ist.
Der Trainer sieht sich die Arbeiten an, der Reiter berichtet von seinem Gefühl – z.b „ob er noch was in der Hand hatte“, soll heißen hätte er das Pferd aufgefordert, hätte es es noch zulegen können..

Die Arbeitswoche eines durchschnittlichen, älteren Rennpferdes KANN z.B. so aussehen:
Montag: Führmaschine, Trabarbeit, 2000m ruhiger Canter, Führmaschine, Koppel
Dienstag: Führmaschine, Trabarbeit, 600m ruhiger Aufgalopp, 1400m Galopp in Steigerung, die letzten 600m schnell, Kopf an Kopf mit einem anderen Pferd,
Spazierengehen
Mittwoch: Ausgedehnte Trabarbeit, Spazieren, Koppel
Donnerstag: Führmaschine, Trabarbeit, 1600m normaler Canter, Führmaschine, Koppel
Freitag: Führmaschine, Trabarbeit, 1600m etwas besserer Canter, Spazieren
Sonnabend: Führmaschine, Koppel
Sonntag: Rennen!!!

[ Editiert von Birgit H am 09.06.12 22:21 ]

Boah!!! Super!! Danke sehr... Das muss ich erst einmal sacken lassen.
Dann kommen sicher noch einige Fragen hoch...

Ne stopp: Eine kommt mir sofort in den Sinn. Habe die Sendung übers Pferderennen gesehen.
Auch, wie die im Lot auf die Bahn sind und jeder kriegte eine andere Anweisung fürs jeweilige Pferd mit.
Wie kriegen die das hin, das der eine gemäßigtes Tempo geht, während der andere Renntempo läuft???
Erfahrungsgemäßig kenn ich immer: einer geht ab und alle machen mit!!!
Muss hier auch nochmal erwähnen: Ich bin meinen im Gelände noch nie galoppiert!
Weiß also nicht, ob ich ihn händeln kann....

@Milka: Habe bisher ja wenige Ausritte mit Magic unternommen!
Thema Grünfläche: Er wurde auch total hibbelig und ich dachte mir nur OH, OH!!!
Mh, ja ne is klar!!!
Kurz bevor wir vom Grünstreifen runter sind wieder auf die Strasse macht
der ne Vollbremsung, reißt mir die Zügel aus der Hand, Kopf runter und frißt!!!!
Also auf Grün kannst von dem alles haben, Hauptsache er darf anschließend naschen!

Ne, was haben wir gelacht .... und ich mach mir da fast in dei Büchs....

Das ist sehr schön erklärt Birgit besser gehts nicht :herz: nur koppel ...seufz... die hat leider nicht jeder :sauer: aber die zeiten ändern sich ja da schon :pony:

Zitat

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Gepostet von Sillys Magic

Kurz bevor wir vom Grünstreifen runter sind wieder auf die Strasse macht
der ne Vollbremsung, reißt mir die Zügel aus der Hand, Kopf runter und frißt!!!!
Also auf Grün kannst von dem alles haben, Hauptsache er darf anschließend naschen!

Ne, was haben wir gelacht .... und ich mach mir da fast in dei Büchs....

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Das macht meiner auch, läuft seine Galoppstrecke und pariert am Ende ewie von selbst durch. Darum habe ich nie Angst, dass er mal abzwitschert. Spätestens nach 2 km sagt er, dass es reicht und fragt ob er Schritt gehen kann. Traben nach dem Galopp ist ihm supsekt (er trabt sowieso nicht so gern).

Wie ist das denn mit dem Beschlag? Bei den Trabern beschlagen wir vor dem Rennen gern um, die laufen im Training mit anderen Eisen als im Rennen. Die Traingseisen sind schwerer und haben Zehenkappen, die Renneisen nicht (weil die das hohe Tempo nicht aushalten und dann vorn den Huf einschränken/ abbremsen- schwer zu erklären :rolleyes
Manchmal beschlagen wir also jede Woche oder alle zwei Wochen um, unsere Pferde laufen ja im Jahr auch viel mehr Rennen als die Galopper, was mich immer wundert.

Sunny kurz vorm rennen beschlagen das sehen wir überhaupt nicht so gerne die pferde sollten sich rechtzeitig vorm rennen an den neuen beschlag gewöhnen können das ist ja interessant bei jedem halt anders unsere eisen sind immer leicht