Ich bin momentan echt Voll-ratlos, warum der Hübsche sich so verhält.
Seit 2 Monaten kümmere ich mich 3x in der Woche um einen Wallach, 7-jährig, der vor 2 Jahren seine Rennkarriere aufgrund eines Sehnenschadens beendet hat. Dank angelegten Stammzellen und einem Jahr nur Schritt spazieren sind seine Sehnen nun wieder in Ordnung. Der Besitzer, der ihn schon als Fohlen gekauft hat, hängt an allen seinen 3 Vollblütern sehr, und reitet 2 x in der Woche auf ihm, allerdings nur Schritt im Gelände. Die restlichen Tage wird er longiert. Ich bin also die einzige, die ihn in der Halle Dressur reitet, (bzw zu reiten versucht )
Man muss dazu sagen, dass er schon im Umgang nicht einfach ist, er ist nicht gut bzw gar nicht erzogen worden. (Soll nicht heißen dass er ein Böser ist, er ist ein ganz, ganz Lieber )
Also: wenn ich aufsteige, Schritt gehe, ist alles noch gut. Er ist zwar sehr steif und verbiegt sich in alle möglichen Richtungen, aber er geht wenigstens vorwärts, und das mit der Zeit sogar ganz gut. Wenn ich aber dann versuche anzutraben, merke ich richtig wie er sich versteift und meine Schenkelhilfe ignoriert. Da kann ich meine Beine zusammendrücken so fest ich will, es tut sich original gar nichts. Manchmal geht er starken Schritt und macht Tendenzen, gleich anzutraben, tut es dann aber doch nicht.
Auf die Gerte reagiert er mit Stehenbleiben und nach hinten Ausschlagen, also bringt das auch gar nichts. Nur wenn jemand anders neben uns her geht und die Longe-Gerte zückt, trabt er irgendwann widerwillig. Meine Reitlehrerin, hat mich die letzten Male sogar an die Longe gehängt für Schritt-Trab-Übergänge, und wie gesagt mit Longe-Gerte funktioniert es. aber sobald man die weglegt, trabt er keinen Schritt mehr.
Wenn ich ihn longiere, macht er alles ganz brav mit und trabt auf Stimmhilfe sofort an, macht lockere Übergänge und wirkt auch richtig motiviert.
Auch im Gelände hab ich das Problem mit dem antraben nicht, da ist er spritzig und macht alles mit.
Der Tierarzt hat ihn schon von oben bis unten durchgecheckt, er wurde vor 3 Tagen sogar vom Osteopaten eingerenkt und sollte laut diesem nirgendwo Schmerzen haben. Allerdings meinte er, der Sattel ist minimal zu lang, aber daran könne es nicht liegen. (Ich werde trotzdem einen neuen besorgen) Heute als ich ihn reiten wollte, hatte sich genau nichts verändert. Antraben? Fehlanzeige. Ich bin kein Reiter, der auf das Pferd dann mit der Gerte eindrischt, deswegen hab ich es dann auch sein lassen. Ich bin jetzt echt ratlos. Man kann ihn ja schließlich nicht dazu zwingen.
Ich wäre euch dankbar, wenn ihr ein paar Tipps für mich hättet oder vielleicht hat ja schon mal jemand ähnliche Erfahrungen gemacht.
Hört sich an, als würde er einfach die Schenkelhilfe nicht kennen. Wenn er nie dressurmässig gearbeitet wurde, woher auch? Im Gelände, klar, da läuft er vermutlich von selbst vorwärts. Finde ich nicht ungewöhnlich. Viele Blüter von der Bahn, die ich so hatte, kannten als Zeichen für "höhere Gangart" das annehmen der Zügel und evtl. ein leichtes vorlehnen des Oberkörpers. Das muss man den Pferden während der Umschulung sorgsam beibringen. Ich würde es mit insgesamt weniger Druck und wohl mit Stimmhilfe, die ich erstmal vom Boden aus übe, probieren. Dann (wenn er aufs Zügelannehmen reagiert) dazu die Schenkelhilfen immer vernünftig dazunehmen und ihn langsam vom Zügel "entwöhnen", also vom rennbahnantraben umstellen auf Reitpferdeantraben.
Dass mir das Pferd das liebste sei sagst du, oh Mensch, sei Sünde. Das Pferd blieb mir im Sturme treu- Der Mensch nichtmal im Winde.
Zitat von Sunnyboy75 im Beitrag #2Hört sich an, als würde er einfach die Schenkelhilfe nicht kennen. Wenn er nie dressurmässig gearbeitet wurde, woher auch? Im Gelände, klar, da läuft er vermutlich von selbst vorwärts. Finde ich nicht ungewöhnlich. Viele Blüter von der Bahn, die ich so hatte, kannten als Zeichen für "höhere Gangart" das annehmen der Zügel und evtl. ein leichtes vorlehnen des Oberkörpers. Das muss man den Pferden während der Umschulung sorgsam beibringen. Ich würde es mit insgesamt weniger Druck und wohl mit Stimmhilfe, die ich erstmal vom Boden aus übe, probieren. Dann (wenn er aufs Zügelannehmen reagiert) dazu die Schenkelhilfen immer vernünftig dazunehmen und ihn langsam vom Zügel "entwöhnen", also vom rennbahnantraben umstellen auf Reitpferdeantraben.
Erstmal Danke für deine Anwort :)
Das mit dem nach vorne lehnen und Zügel aufnehmen haben wir schon probiert, auf das reagiert er auch nicht. Wenn ich ihn longiere muss ich nur zwei mal mit der Zunge schnalzen und tee-rab sagen, dann läuft er, aber sobald ich drauf sitze stellt er sich fast taub
Kann es sein, dass er einfach keinen Bock hat, geritten zu werden? Eigentlich hab ich den Anschein nicht, denn er macht sonst ja auch keine Anzeichen dafür wie Steigen, Hüpfen,Buckeln, Durgehen,.... auch wenn ich zu seiner Box komme dreht er sich sofort zu mir, kommt her und begrüßt mich. und wie gesagt an der Longe ist er richtig motiviert.
Oje.. Das sind aber gleich mehrere paar Schuhe... Nur weil er sich freut, dich zu sehen, heisst das doch nicht, dass er sich auf's reiten mit dir freut. So denkt kein Pferd und kann es auch gar nicht. Es ist doch auch müssig, darüber zu philosophieren warum er das macht. Wenn Schmerzen wirklich ausgeschlossen worden sind, ist folgendes Fakt: er stellt sich quer. Und es ist deine Aufgabe, ihn davon zu überzeugen, dass es sich für ihn lohnen kann, geritten zu werden. Ich würde mir eine absolut unehrgeizige Person zur Hilfe holen. Dann würde ich von oben treiben mit deiner Stimmhilfe, die er ja vom Longieren kennt.. Wenn er nicht reagiert, Schenkelhilfe/Stimmhilfe wiederholen mit Unterstützung von unten. Sobald er reagiert, jeden Druck wegnehmen und: loben, Leckerlie, Kekse, alles was das Pferdeleben schöner macht. Spazierengehen und dabei den Arm an die Seite legen (Schenkelhilfe simulieren) mit Kommando Trab, hat mir bei meiner Traberstute geholfen, die grundsätzlich nach dem Schenkel schlug. So wird ein Schuh draus. Ich wünsche dir Nerven wie Drahtseile, (gegen das Gerede der anderen.)
Ich hätte auch als erstes auf den Sattel getippt.meiner reagiert sehr empfindlich wenn der Sattel auch nur minimal nicht passt mit arbeitsverweigerung.Er legt dann die Ohren beim Trabsignal direkt an und giftet in meine richtung. Habt Ihr die Kammerweite ausmessen lassen? Drückt der Sattel vielleicht beim reiten in die Schulter? Was schmerzen zur folge hätte. Mein Sattel war auch minimal zu lang für meinen.Das hat mein Sattler gelöst,indem er den Sattel hinten etwas "angehoben" hat. Das vermindert den Druck hinten enorm. Und zur kammerweite.Ich hatte vorher eine 32 er kammerweite und wir sind jetzt bei 34 er Kammerweite gelandet. Aufgrund der sehr breiten schulter. Wenn Du den Sattel als Grund ausschliessen kannst, dann würde ich ihm in sehr kleinen einfachen schritten die Trabhilfe mit schenkel beibringen (also normal den Schenkel anlegen,nicht fest zudrücken und das Stimmkommando zum trab geben und gucken was passiert.)und als motivation immer wenn er was richtig und gut macht lekkerlies geben.Auf gerte oder sporen würde ich bei so einem pferd verzichten.Er hört sich ja nicht böse an.Er lässt Dich ja schritt reiten und buckelt dich nicht runter. Mit Gerte oder Sporen habe ich bei meinem noch nie ein Problem lösen können.Ich hoffe Du hast reichlich geduld und lässt Dir von den anderen am Stall nicht reinreden,auch wenn sie lästern.Denn jeder weiss es besser,aber nur Du kennst das Pferd und weisst wie weit Du gehn darfst,ohne ihn zu vergrätzen.
Die Seele des Pferdes äußert sich nur denjenigen die sie suchen Es gibt keine tieferen Geheimnisse als die zwischen Pferd und Reiter
Aaaaaaaaaaaalso ich habe sehr sehr erfreuliche Neuigkeiten!!!
Nach dem ja letzte Woche der Osteopat da war, war 3 Tage später immer noch kein Antraben in Sicht. Heute wollte ich ihn nach dem longieren reiten und eure Tipps ausprobieren. Nach einer 2-minütigen "rückwärts gehen/Angst vor irgendetwas haben" Show waren wir am Hufschlag und r e a d y fürs antraben. Ich hab mir eigentlich keine großen Hoffnungen gemacht, aber da hat er mich wohl des besseren belehrt:
Er ist angetrabt. Ohne Gerte, ohne nichts, nur allein mit meinen Hilfen. Beim ersten Versuch. Ich wäre am liebsten gleich runter gesprungen um ihn abzuschmusen!!!
Und noch dazu war der Trab fleissig, er war einfach topmotiviert! Wir haben gleich ganz viele Übergänge gemacht bei denen er oft schnell reagiert hat. Und dabei immer wunderschön durchs Genick gelaufen. Ich war/bin superhappy!
Anscheinend hatte er doch irgendwas beim Rücken was der Tierarzt übersehen hat.
Hoffentlich wird er auch in den nächsten Tagen so toll gehen, ich hab ehrlich gesagt Angst dass er einfach nur einen supermegatollen Tag hatte und morgen ist wieder alles so wie immer und er verweigert die Arbeit. :/
Danke nochmals für eure tollen Antworten! Ihr seid super.
Nein, nein. Was einmal klappt, klappt auch zweimal, was zweimal klappt, klappt auch dreimal und irgendwann ist es selbstverständlich. So gehe ich die Sachen immer an. Und ich versuche, mir immer das Gefühl zu merken, wenn etwas klappt und versuche dann beim nächsten Mal, dieses Gefühl gleich wieder mitzubringen.
Da der Knoten ja anscheinend geplatzt ist erübrigt sich vermutlich meine Bestätigung dessen, was z.B. Warwing geschrieben hat. Ich würde evtl noch probieren, ob er mit einem freundlichen Führpferd einfacher anspringt. Grade wenn sie von der Bahn kommen sind sie ja gewohnt, mit anderen zu laufen. Dabei dann wie beschrieben die Schenkelhilfen einbauen und immer wieder loben, egal ob mit Stimme, Kraulen, oder... Und was den Sattel betrifft: Ich kenne einen, der SOFORT Bescheid sagt, wenn der Sattel nur im kleinsten Ansatz den Eindruck macht, er könne vielleicht zu lang sein. Der reißt sich zwar zusammen, macht aber so ein leidendes Gesicht, dass man aus reinem Mitleid zurückrudert. Geh davon aus, dass dein Pferd sensibel ist.
Jajaja, das leidige Sattelthema!! Freu mich fürs erste, dass es womöglich wirklich daran gelegen hat und eine weitere Meinung den Sattel betreffend einzuholen, kann nicht schaden. Weiterhin AllesGute!
Hey meine lieben Forum'ler ich hab melde mich mal mit ein paar Updates zurück! :)
Aaaalso: das mit dem antraben haben wir super gut hinbekommen, zumindest in 80% der Fälle Manchmal reagiert er auf die klitzekleinste Schenkelhilfe, mal ignoriert er alles. Aber wir sind am besten Weg das hinzubekommen, wie gesagt es klappt fast immer wie am Schnürchen Ich weiß jetzt, dass man mit zu viel Druck bei ihm keine Chance hat und wir regeln das mit viel Feingefühl. Vorgestern ist er 3 mal während dem traben stehen geblieben und hat sich keinen Millimeter mehr vorwärts bewegt. Hab dann sofort abgewendet damit er einen Schritt gehen "muss". Heute hat er das kein einziges Mal gemacht er war einfach nur total brav und wir sind sogar mehrere Runden im Vollblut-power-Galopp durch die Halle geritten. Da hat man gemerkt dass er wieder Freude am Laufen hat. Ich freu mich total!!!! Und wegen dem Sattel, kommende Woche bekommt er einen ganz genau passenden
Aaaaaah obwohl ich ihn noch gar nicht lang hab ist mir der süße Fratz schon soooo ans Herz gewachsen! Möchte am liebsten jede Sekunde mit ihm verbringen!
Will mich bei euch noch mal für eure Antworten bedanken :) Liebe Grüße
Zitat von tripleburger im Beitrag #11 Vorgestern ist er 3 mal während dem traben stehen geblieben und hat sich keinen Millimeter mehr vorwärts bewegt.
Haha, das macht Wiko auch immer wenn er keine Lust mehr hat. Er friert dann sozusagen auf der Stelle fest. Richtungswechsel oder Rückwärtsrichten sind dann die einzigen Methoden ihn wieder vorwärts zu reiten.
RENNPFERDE-RENTE-FORUM
Thema drucken
30.12.2014 22:20
Der Besitzer, der ihn schon als Fohlen gekauft hat, hängt an allen seinen 3 Vollblütern sehr, und reitet 2 x in der Woche auf ihm, allerdings nur Schritt im Gelände. Die restlichen Tage wird er longiert. Ich bin also die einzige, die ihn in der Halle Dressur reitet, (bzw zu reiten versucht 
)
)
Manchmal geht er starken Schritt und macht Tendenzen, gleich anzutraben, tut es dann aber doch nicht. 
Antworten
Das sind aber gleich mehrere paar Schuhe...
