So, ich denke wir haben es gepackt. Seit Tagen ist das Bein klar, nix ist warm, beide Hufe normal temperiert und Winni hat definitiv keine Schmerzen mehr
Ich bin leider immer panisch, wenn er was hat, wahrscheinlich auch, weil mir die Erfahrung fehlt. Ich rechne dann immer gleich mit dem Allerschlimmsten

Oh, diese Sorgen kenne ich! Kann mich auch gut aufregen, wenns Häschen was hat. Man kann weder fragen, wo es denn zwickt, und kann ihnen ja nichts abnehmen an Schmerzen, oder erklären, was denn los ist.
Ich bin lieber selber krank.

Gerade bei Hufgeschwüren. Da humpeln die Pferde so eindrücklich und man denkt, sie sterben. Ich weiß noch, bei meinem Traber und seinem ersten HG. Auf einem Distanzritt bei Kilometer 76, Pferd plötzlich auf drei Beinen und nix ging mehr. Es war ein Samstag, alle Tierärzte waren sich einig, er habe sich beim Steigen so schwerwiegend verletzt, dass er jetzt endgültig kaputt ist im Knie oder Rücken. Das ganze restliche WE geheult und mich verabschiedet, Schlachter schon angerufen gehabt für die Woche. Montags zu meiner Tä, Pferd wurde quasi auf den Anhänger getragen, sie war tiefenentspannt, murmelte was von "So ein Schwachsinn", hat als erstes den Huf geröngt, den Abszess aufgeschnibbelt und das Pferd hüpfte fröhlich mit mir nach Hause
Es folgte dann eine längere "Es darf nicht in den Dreck und nicht so viel laufen und man muss das alles sauber schneiden und halten"- Phase mit Deckeleisen (man, mein Schmied war echt ein Meister!) und andauerndem Rivanolspülen. Was für ein wahnsinniger Aufwand!
Heute sehe ich das viel entspannter. Ich warte einfach, ohne irgendetwas zu tun. Irgendwann geht das auf, je mehr Bewegung desto schneller. Dreck ist überall (in der Box noch mehr als im Schlammpaddock), so ein Abszess eh schon infiziert. Rivanol trocknet den Huf total aus. Verbände bauen die Pferde sich ab. Das einzige, was ich tue, ist dafür zu sorgen, dass das betroffene Pferd in einer stimmigen Herde steht und nicht gejagdt wird. Durch die ganze Schneiderei und Manipulation hat man hinterher noch mehr Probleme. Man muss das humpeln halt aushalten können. Gestroben ist, soweit ich weiß, an einem HG noch kein Pferd.

Ach, Sunny, du bist mal wieder so herrlich pragmatisch.
Tatsächlich bin ich inzwischen auch ein bißchen schmerzfrei. Ich rufe den Schmied an. Der sagt dann sowas wie " Vor übermorgen kann ich nicht." Oder er steht nach 10 Minuten auf dem Hof. Je nach Lahmheit / Schmerz. Dann drückt er ein bißchen mit der Zange, kokelt einen Nagel an und piekst GAAANZ vorsichtig, bis Blut /Eiter/ Wundsekret kommt. Zwei Tage Tupfer mit Desinfektion drauf, darüber einfachen Hufverband, und "Ruf an wenns schlimmer wird."

Ach, und noch was sagt er: "Ruf MICH an, nicht den Doc. Der schneidet mir zuviel weg. Und außerdem kann ich die Eisen besser abmachen."

Ich bin faul, smarten. Und geizig. Und ich habe keinen Bock, 5 mal am Tag zum Stall zu fahren um da irgendwas in irgendeinen Verband zu schütten (wobei, als der Tinker sein HG hatte, hat jeder geschüttet, der dran vorbei gegangen ist, das hat echt gut funktioniert). Und ich habe keine Lust, mit Nasenbremse an meinem Pferd zu hängen weil es nicht stillsteht. Und ich gebe mein Geld wenn irgendwie möglich lieber für Reitunterricht aus als für Tierarztbesuche.
Das sind einfach auch Erfahrungswerte, ich habe beides ausprobiert, behandlen und einfach nichts tun, mit dem Ergebnis, dass die Pferde erstaunlicherweise schaffen, sich selbst zu heilen. Man muss ihnen nur die Zeit geben und dabei atmen (so gehe ich mit mir selber im Übrigen auch um). Meine HO würde übrigens nie am Huf rumschnibbeln, die sagt auch "warten, atmen".

Allerdings erinnere ich mich noch sehr gut, wie schlimm es beim Traber (kannte das da ja noch nicht) und auch bei Twingo (der durfte nicht kaputt gehen) war, da zuzugucken, wenn man noch nicht weiß, dass nichts passiert und es einfach nur weh tut. Bei Cden folgenden Pferden war ich da viel entspannter.

Leider, oder zum Glück, ist einer meiner Erfahrungswerte auch der, dass bei vernünftiger und regelmässiger Hufbearbeitung und Haltung keine HG mehr auftauchen bei meinen Pferden, bzw. doch- es tauchen welche auf, gerade in der Umstellung barhuf/ Eisen, Rennbahn/ Gelände, Box/ Offenstall. Aber von denen merkt man nichts, das seiht man dann nur an kleinen Löchern an der Sohle, wenn es längst verheilt ist und rauswächst.

Ich trag nun auch was mit meinem soliden Halbwissen zum Thema Hufe bei.

Patsy hatte in jungen Jahren auch eine Serie Von Hufgeschwüren, wechselnd an allen 4 Hufen. Auslöser war der Versuch sie hinten eisenlos in den Winter zu schicken. Sohle war zu dünn, wir hatten mehr Mut als Ahnung und daher bekam das Pferd die Eisen runter. Nach 8 schrecklichen Wochen mit 5 Hufgeschwüren wurden die Eisen wieder draufgenagelt und alle waren Von ihrer Barhuf Idee geheilt.
Wir haben das damals klassisch gemacht: TA machte Huf Auf, dicker Verband, Rivanol 6mal am Tag...etc. Insgesamt eine Schinderei.

Ich habe von Hufen eine allenfalls durchschnitttliche Ahnung. Mir kommt es häufig so vor, Dass in Zeiten wie heute wo jedes Pony von TA bis Huforthopäden über chiropraktiker, Homöopathen, Tierkommunikatorin und dutzend weiteren "Experten" umringt ist, oft das Wesentliche auf der Strecke bleibt. Auf die z.T. widerpsrüchlichen "Expertenmeinungen", die oft aus Geldmacherei und Ideologie bestehen, wird mehr gegeben als auf den nüchternen Blick eines pragmatischen Menschen mit normalem Pferdeverstand.

In meiner Wahrnehmung wird oft "Barhuf" genauso wie "Gebisslos" zur Religion erhoben, ungesehen dass jedes Pferd anders Ist . manche brauchen Eisen . Manche nicht.

Grundsätzlich halte Ich Mich, als vollkommener Laie was Hufe angeht, an folgendes, womit Ich Immer gut gefahren bin:
- Wer mir nur das Gelbe vom ei präsentiert, egal ob TA, Hufshxmied Oder sonstwer, macht Mich misstrauisch
- Wer nicht fundiert mir Behandlungen, sowie mögliche Alternativkonzepte wertungsfrei (!) Schildern Kann, ist höchstwahrschrinlich weder fachlich belesen noch erfahren noch seriös
- wo Eiter läuft, muss Er raus. Alles andere hat nix mit Medizin Zu tun!!
- wo Infektion, starke Schmerzen oder anderweitig Feuer unterm Dach ist, muss ebenfalls behandelt werden... Und nicht nur Globuli etc gegeben werden!!
- Wenn ein TA, Hufschmied Oder sonstwo unabsichtlich für "Blutungen" sorgen, ist Ende Gelände
- Und das wichtigste, wie Sunny schon meinte: weggucken Und 3 Tage nerven behalten Hilft. Was Von selber Kam, Geht Von selber...trifft oft zu. Vieles Rumdoktoren machts oft Erst richtig schlimm.
- Ein guter erfahrener Schmied ersetzt m.M. einen Haufen TAs.
- EIN Experte langt meiner Meinung Nach. Wer einen fähigen Schmied hat, warum Dann von Haushomöopathen bis Spezialchiropraktiker alle abklappern? Kostet Geld und Nerven. 4 Ärzte, 6 Meinungen. Dem Pferd hilfts in keinem Fall. Dem Geldbeutel noch weniger.

Unsere Einstallerin schmiert ihrem Wallach jetzt so eine Paste für Hundepfoten auf die Sohle. Wirkt super!
Das Horn ist durch das lange Tragen des Krankenschuhs arg weich geworden (stand ja dann immer auch im eigenen Eiter und in all der Feuchtigkeit, die von oben reinlief/läuft). (Und nein, das mit Windelverband o.ä. klappt nicht, der killt jeden, der das versucht. )
Aber wie gesagt: die Hundesalbe wirkt super zum Aushärten der Hufe.

Ich hoffe ich werde jetzt wo unsere Eisen wirklich ab MÜSSEN nicht auch hysterisch betreffend Hufgeschwüre. Normalerweise bin ich auch eher entspannt und warte ab, sofort TA rufen ist nicht (bei Kleinigkeiten wohl gemerkt!) einfach weil ich auch schon festgestellt hab dass vieles sich von selbst löst wenn man nicht in Panik verfällt.
UND ich hoffe natürlich sehr dass wir nicht ein HG nach dem anderen bekommen weil Pferd echt nicht so tolle Hufe hat!

@Dorli: Wiederhole: Dein Pferd hat KEINE schlechten Hufe. Nur schlecht bearbeitet. Wenn du mir in einem 1/2 Jahr nicht zustimmst, darfst du mich hauen.

Zitat von Warwing im Beitrag #86

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@Dorli: Wiederhole: Dein Pferd hat KEINE schlechten Hufe. Nur schlecht bearbeitet. Wenn du mir in einem 1/2 Jahr nicht zustimmst, darfst du mich hauen.

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Ich kann jetzt auch was aktuelles zum Thema beitragen
Heute war Hufbearbeitungstermin. HO hat ein dickes HG direkt an der Eckstrebe entdeckt. Schnitt vorsichtig rein und sah ein Loch. Ob Cowboy nicht gelahmt hätte, fragt sie. Doch, hat er so vor zwei, drei Wochen mal kurz, eher lieg er klemmig, aber der Boden war ja auch so hart, das hat er ja manchmal. Dann war ich krank, bin nicht geritten, war eine Woche nicht am Stall. Kurz: mir ist es nicht aufgefallen.
HO hat daraufhin das Pferd lieb, murmelt was von PETA und Tierschutz und sagt, das Pferd sei sehr tapfer geworden und witzelt, ich müsse jetzt den Tierarzt rufen. Und ob ich Rivanol hätte und Verbandsmaterial. Sie hat dann ihre Hokus- Pokus- Paste reingeschmiert und ich bin geritten (auf dem Platz, nicht ins Gelände, das ist ja gemein). Die Miteinsteller: es hat ein Hufgeschwür und sie reitet ihn!!!
Meine HO: er hatte eins. So vor drei Wochen...
Ich liebe diese Frau.